Projektinformationen

Labyrinth

Internationale Studien kommen zu dem Ergebnis, dass im Vergleich zur Gesamtbevölkerung in mehrfacher Hinsicht ein Ungleichgewicht in der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung von Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen besteht.

So lässt sich feststellen, dass Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen

  • weniger gesundheitsfördernde, präventive, kurative und rehabilitative Angebote erhalten
  • einen eingeschränkten Zugang zu gesundheitlicher und pflegerischer Versorgung haben
  • weniger diagnostische und therapeutische Maßnahmen erhalten
  • weniger neurophysiologische Testungen zur Diagnostik, beispielsweise von Demenz, durchgeführt werden
  • mehr Medikamente bekommen
  • mit Problemen in der Kommunikation zu den Angehörigen der Gesundheitsprofessionen konfrontiert sind
  • auf fehlende fachspezifische Qualifikation bei den Angehörigen der Gesundheitsprofessionen treffen
  • auf strukturelle Probleme in der Gesundheitsversorgung stoßen, zum Beispiel Zeitmangel

Demgegenüber lässt sich feststellen, dass systematisch durchgeführte Vorsorgeuntersuchungen und Gesundheitschecks bei Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen oftmals unentdeckte Gesundheitsprobleme aufdecken, so dass diese durch die Einleitung geeigneter Therapien angemessen behandelt werden können.

Projektziel

Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen des Projektes EIBeMeB ein zielgruppenspezifisches Einschätzungsinstrument in enger Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern (siehe Projektpartner) entwickelt, getestet und evaluiert werden.

Über die Durchführung des Einschätzungsinstrumentes in den Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe oder auch im häuslichen Bereich sollen individuumbezogen bedeutsame Gesundheits- und Pflegeinformationen differenziert erhoben, dokumentiert und ausgewertet sowie gemeinsam mit dem Klienten*in Unterstützungsmaßnahmen geplant werden können.

Mit dem Einsatz des Einschätzungsinstruments sollen dabei die folgenden Ziele erreicht werden:

  • Erweiterung von bereits bestehenden Verfahren im Rahmen der Eingliederungshilfe und des zum 01.01.2018 durch das BTHG in das SGB IX fest aufgenommenen Teilhabe- und Gesamtplanverfahrens um eine differenzierte Abbildung gesundheitlicher und pflegerischer Bedarfe
  • Ermöglichung einer fortlaufenden und systematischen Einschätzung der pflegerischen und gesundheitlichen Bedarfe einer Person, um zukünftig eine bedarfs- und altersgerechte gesundheitliche und pflegerische Versorgung settingübergreifend in den Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe bzw. im häuslichen Bereich sowie sektorenübergreifend in der ambulanten und stationären Versorgung zu gewährleisten
  • Verbesserung der Kommunikation zwischen den während der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung beteiligten Personen (Klient*in, Eltern, Angehörige, rechtliche Betreuung) und Professionen (z.B. Mitarbeitende der Wohneinrichtung, Haus-, Fachärzte*innen, Therapeuten*innen sowie weitere Berufsgruppen, z.B. aus der Rehabilitation, dem Hilfsmittelsektor etc.)
  • Verbesserung des Überleitungsmanagements über die Bündelung von relevanten Gesundheits- und Pflegeinformationen
  • Abdeckung der Schnittstellenproblematik zwischen Eingliederungshilfe und Pflegeversicherung, z.B. über die Abbildung des zeitlichen Mehraufwands durch einen erhöhten Bedarf im Bereich Pflege oder als inhaltliche Argumentationshilfe für eine höhere Einstufung des Eingliederungsbedarfs, wenn kein diagnostizierter Pflegebedarf 4 oder 5 vorliegt

Übergeordnetes Ziel bildet dabei die Förderung der Gesundheit, Lebensqualität und Teilhabe von Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen.

Projektförderung

Die Förderung erfolgt über den Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) und aus Mitteln des Landes Niedersachsen – Regionenkategorie Stärker entwickelte Region (SER) (siehe Förderer).

Projektzeitraum

01.01.2017 – 30.04.2021

Projektverlauf

Seit Januar 2021 liegt eine vorerst abgeschlossene digitale Version des  Einschätzungsinstrumentes mit dem Namen „IDA: Information – Dokumentation – Assessment zur Erfassung von pflegerischen und gesundheitlichen Bedarfen von Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen“ vor (siehe nähere Ausführungen unter Aktuelles).