Lisa berichtet: Mein Abschlussbericht

Ein frohes neues Jahr wünsche ich Euch und auch für mich beginnt von nun an ein neuer Abschnitt. Denn mittlerweile habe ich mein Auslandssemester in Norwegen beendet und bin seit Weihnachten wieder in Deutschland. Daher sollte ich euch einen abschließenden Bericht und Fazit wohl nicht vorenthalten. 😉

 

Zu allererst aber erst einmal zurück zu meinen letzten zwei Wochen in Norwegen.

Wie ich ja in meinem letzten Beitrag erzählt habe, war ich im Dezember mit meinen Prüfungen beschäftigt. Diese brachte ich dann auch endlich hinter mich, sodass mir noch eine gute Woche Zeit blieb um letzte Erledigungen zu machen, mich ausreichend von meinen neu gewonnenen Freunden zu verabschieden sowie mein Zimmer auszuräumen. Zeit für einen 8 Euro-Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt blieb natürlich auch!

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Zum Einen musste ich natürlich meinen anderen „Erasmus“- Freunden auf Wiedersehen sagen. Da ich viele davon aber mit Sicherheit bald wieder zu Gesicht bekommen werde und auch schon getan habe ;), fiel mir dies nicht allzu schwer.

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Schwieriger war es, mich von den Mädels aus meinem Studiengang zu verabschieden. Gerade während der Lern-und Prüfungsphase habe ich gemerkt, wie gut aufgenommen ich mich gefühlt habe. Zum Schluss hat mich sogar eine Kommilitonin mit in ihre Heimat zu ihren Eltern genommen, wo wir den traditionellen Lutefisk von ihrer Mama gekocht bekommen haben. Und ich muss sagen, dass er entgegen vieler Skeptiker Meinungen echt gut geschmeckt hat!

Lutefisk rechts oben ;)

Lutefisk rechts oben 😉

Highlight des Besuchs war wohl aber definitiv die Fahrt im Dunkeln mit dem Schneemobil, welches wir sogar selbst fahren durften! Leider gibt es davon kein Beweisfoto. 🙁

Jedenfalls sind mir die Mädels echt ans Herz gewachsen und ein paar von ihnen planen sogar schon ihren baldigen Trip nach Deutschland um mich besuchen zu kommen!

Die letzten Tage vor dem Abflug war ich dann fast nur noch mit Packen und Putzen beschäftigt, da das Wohnheim ziemlich strenge Auflagen hat, was die Reinigung der Wohnung beim Auszug betrifft. Ich hoffe aber, dass ich alles zu ihrer Zufriedenheit hinterlassen habe und demnach bald meine Kaution wiederbekomme.

So, nun aber zu meinem eigentlichen Fazit:

Vor meinem Auslandssemester in Norwegen hatte ich natürlich einige Vorstellungen und Erwartungen. Allerdings habe ich es größtenteils auf mich zukommen lassen, da sich eine solche Erfahrung nicht detailliert vorausplanen lässt. Nach einiger Zeit war mein Leben dort Alltag, eben ein Teil von mir. Und genau dieses Gefühl bekommt man einfach nicht bei einer längeren Reise oder Urlaub.

Deshalb:

Tipps, für einen gelungenes Auslandssemester

1. Den Entschluss fassen

Ich glaube, dass es viele Leute gibt, die sich für ein Auslandssemester interessieren und es wahrscheinlich auch irgendwann bereuen, diese Chance vertan zu haben. Wichtig ist es daher, den Mut zu fassen und diese Entscheidung mit allen Folgen zu treffen. Viele fühlen sich mit dem Einhalten bestimmter Abgabefristen oder der Formulierung eines Motivationsschreibens schon überfordert und lassen sich nur aufgrund dessen diese einmalige Chance entgehen. Andere wiederum glauben, dass sie es sich sowieso nicht leisten könnten (inklusive mir) und bewerben sich deshalb nicht. Bei einem ersten Informationsgespräch  stellt sich allerdings schnell heraus, dass es viele Möglichkeiten gibt, Unterstützung zu erhalten

2. Rechtzeitige Vorbereitung

Wie schon erwähnt, gibt es für ein Auslandssemester gewisse Fristen für Anmeldung und Bewerbung für Förderungsmöglichkeiten. Wenn man sich jedoch rechtzeitig informiert und darum kümmert (ca. 12 bis spätestens 6 Monate vorher in meinem Fall) hat man noch genug Zeit diese einzuhalten. Möchte man die Sprache des Wunschlandes lernen, so sollte man sich bereits im Voraus damit auseinandersetzen und zumindest die Basics lernen. Sind allerdings alle Formulare eingereicht, die Zusage angekommen, die Wohnungssituation zu Hause und im Ausland geklärt, laufende Verträge gekündigt oder auf Eis gelegt und hat man sich um eine Auslandskrankenversicherung gekümmert, heißt es: ruhig bleiben! Natürlich möchte man perfekt vorbereitet sein. Aber Vieles stellt sich erst heraus, wenn man dort ist. Und meine Erfahrung hat gezeigt, dass es überall nette Leute zu finden gibt, die einem helfen.

3. Wohnen

Man sollte sich rechtzeitig überlegen, ob man lieber in einem Wohnheim wohnt oder sich privat nach einer Studenten-WG umschaut. Beides hat Vor- und Nachteile. Das Zimmer im Wohnheim war bei mir zumindest die einfachste und günstigste Option. Allerdings geht das vielen internationalen Studierenden so und daher ist die Chance, mit Norwegern in Kontakt zu kommen, geringer als bei einer privat gesuchten WG.

4. Integration

Gerade in einem Land mit eher introvertierten Menschen wie Norwegen ist es wichtig, sich zu integrieren. Am besten geht das, wenn man Sportvereinen oder anderen Gemeinschaften beitritt, in denen überwiegend Norweger sind. Es dauert einige Zeit bis man mit ihnen warm wird, aber dann sind Norweger ein wirklich nettes und hilfsbereites Volk, das man nicht mehr missen möchte!

Weihnachtsessen mit meinen Kommilitonen/innen

Weihnachtsessen mit meinen Kommilitonen/innen

5. Reisen

Die Chance, Norwegen so einfach und verhältnismäßig günstig kennenzulernen, bekommt man so schnell nicht wieder. Daher sollte man jede Möglichkeit nutzen um zu reisen. Norwegens Landschaften und Natur sind einzigartig; nirgendwo findet man so viele Fjorde und so klein Norwegen auch scheinen mag, hat es doch die unterschiedlichsten Landschaften zu bieten.

6. Genießen

Nimm jede Sekunde wahr und genieße sie! Die Zeit geht so rasend schnell um und eine solche Erfahrung ist einzigartig!

Das Studium im Vergleich

Natürlich kann ich nur aus meinen eigenen Erfahrungen sprechen, die ich an der HIST, speziell in meinem Studiengang, gemacht habe. Ich werde aber öfters gefragt, ob das Studium dort schwerer oder leichter ist als bei uns. Ich würde sagen, im Großen und Ganzen ist es ähnlich. Es gibt dort aber beispielsweise regelmäßige Hausaufgaben, die eingereicht werden müssen. Diese sind zwar aufwendig, allerdings zwingen sie einen auch dazu, kontinuierlich mitzuarbeiten. Die Labore wiederum habe ich als weniger komplex und kompliziert empfunden. Oft werden einfache Themen oder Problematiken behandelt, die dann aber ausführlich und genau bearbeitet werden. Bei uns ist dies manchmal umgekehrt. J Eine Mischung aus beiden wäre daher wohl perfekt!

Das Wintersemester hier beginnt auch bereits im August und endet daher aber schon im Dezember, was ich als sehr angenehm empfand. Somit haben die Studierenden hier dann wirklich den Kopf frei für die Weihnachtstage, welche hier auch sehr groß gefeiert werden.

Meine Prüfungsergebnisse habe ich noch nicht erhalten und warte schon ganz gespannt darauf. Das Studium im Ausland sollte sich ja immerhin auch in dieser Hinsicht gelohnt haben!

Was werde ich vermissen?

Da gibt es eine Menge Dinge. Natürlich das Land Norwegen an sich mit seinen unbeschreiblich schönen Landschaften, Bergen, Fjorden und Seen.

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Und auch hin und wieder einen Elch oder ein Rentier zu entdecken, wird mir fehlen.bild7

Dann natürlich die Leute, die ich kennengelernt habe, sowohl internationale als auch norwegische. Und auch den Aspekt, dass die Norweger aktiver sind und sich mehr draußen bewegen und Aktivitäten ausüben, wird mir fehlen.

Allerdings gibt es auch drei Dinge, die ich absolut nicht vermissen werde! Das sind:

1. die Preise!

2. die Dunkelheit, die mich eigentlich dort nicht allzu sehr gestört hat. Ich hatte es mir auf jeden Fall schlimmer vorgestellt. Aber jetzt wo ich wieder in Deutschland bin, merke ich doch, dass es ganz angenehm ist, ein paar Stunden Helligkeit mehr am Tag zu haben. In Norwegen hatte ich oft schon um 15 Uhr, wenn es stockdunkel war, das Gefühl zu Abend zu essen und dann ins Bett gehen zu wollen!

3. das Eis! Das mag vielleicht etwas überraschend klingen, denn ich hätte selbst auch nicht gedacht, dass mich Eis so sehr stören könnte. Aber wenn ich an den Winter in Norwegen gedacht habe, dann eigentlich eher an meterhohen Schnee! Dass hier im Endeffekt aber oft auch nur dicke Schichten Eis liegen, ist mir damals noch nicht in den Sinn gekommen. Mal eben zum Bus rennen, geht also nicht. Das merkt man spätestens, nachdem man es einmal versucht hat und eines Besseren belehrt wurde.bild8

Vermissen werde ich das Eis jedenfalls nicht!

Und danach?

Wieder zu Hause angekommen ist oft alles wieder beim Alten. Es hat sich nicht wirklich viel verändert, während man weg war und der Alltag kommt schneller als erwartet. Das Einzige was wirklich anders ist, ist man selbst. All die neuen Erfahrungen, Bilder und Menschen die man jetzt im Kopf hat und niemand anderes zu Hause nachempfinden kann. Das ist schon ein seltsames Gefühl, an das man sich erst einmal gewöhnen muss. 🙂

So eine Erfahrung kann einem niemand nehmen. Man macht es für sich selbst und für niemand anderen. Man wächst, lernt und erlebt. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen, ob Auslandssemester in Norwegen, Praktikum in Indien oder Sprachreise in Kanada. Aber in jedem Fall ist es eine Bereicherung… die sich lohnt!