2020 ist das Jahr des 200. Geburtstag von Florence Nightingale. Das WHO-Jahr der Pflegeberufe und Hebammen. Aber im öffentlichen Bewußtsein ist es vor allem das Jahr, das von einem Virus aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Wissenschaftliche Konferenzen, Veranstaltungen und Tagungen wurden im Rahmen der Covid-19 Krise abgesagt. Politisch gibt es fast ausschließlich ein einziges Thema in Deutschland. Medizinische Expert*Innen stehen im Rampenlicht des öffentlichen Diskurs. Die Pflege hingegen, die größte Berufsgruppe im Gesundheitssystem, steht abseits – obgleich sie eigentlich die zentrale Rolle während der Krise einnimmt. Die Zahl der Betten in der Krise ist nicht entscheidend. Die angestellten Ärztinnen und Ärzte, die über Diagnose und Therapien entscheiden führen diese nicht durch. Es ist hochqualifiziertes, professionelles Pflegefachpersonal, das 24 Stunden dafür sorgt, dass die Patient*innen die bestmögliche Versorgung bekommen die wir in diesem Land bieten können.
Mit dem PflegeStandard Podcast möchten wir die pflegewissenschaftliche Perspektive stärken und in einen offenen Dialog mit Entscheidungsträger*Innen treten . Wir möchten Themen ansprechen, die sowohl die Pflege als auch die ärztlichen Kolleg*Innen betreffen. Wir suchen Antworten auf Fragen, die im öffentlichen Diskurs bisher so nicht angesprochen worden sind: Wohin führt der deutsche Sonderweg der Pflegeausbildung? Wie finden wir den Anschluss an die professionellen Pflegekräfte in Europa? Warum gibt es fast nur politische Aussagen über die Pflege in denen Begriffe wie Aufopferung, Hingabe und Herz fallen anstatt Professionalität und gesellschaftlicher Mehrwert?
Durch die Interviews führt Prof. Dr. Martina Hasseler. Sie ist Pflege- und Gesundheitswissen-schaftlerin sowie habilitierte Rehabilitationswissenschaftlerin von der Ostfalia Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Braunschweig und Wolfsburg. Begleitet wird sie dabei von Mark Szemeitat, der nach einem Studium der Anglistik und Geschichtswissenschaft an der Universität Göttingen die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger gemacht und ausbildungs-begleitend ein Studium der Angewandten Pflegewissenschaften absolviert hat. Er arbeitet in einer Klinik in Göttingen.