Akzeptieren depressive Patient*innen und ihre Behandler*innen Online-Gesundheitsdienste? – Eine Studie über Akzeptanz und kritische Erfolgsfaktoren

Worum geht es in dem Projekt?

In dem Projekt geht es um die Erforschung kritischer Erfolgsfaktoren der Akzeptanz von evidenzbasierten Online-Behandlungen für Depressionserkrankte. Hinzu kommt die Entwicklung eines Versorgungskonzeptes, welches auf die Bedarfe aller Beteiligten zugeschnitten ist.

Welche Besonderheiten hat das Projekt?

Es handelt sich um einen interdisziplinären Forschungsansatz, der eine qualitative Interviewstudie mit diversen Akteur*innen vorsieht. Dazu zählen Patient*innen, Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, Hausärzt*innen, Krankenkassen, Verbände und Entwickler*innen von Online-Therapien. Daneben soll eine quantitative Fragebogenerhebung bei Patient*innen der AOK Niedersachsen durchgeführt werden. Zielgruppen des Projekts sind Patient*innen mit Depressionen und die Therapeut*innen.

Welche Hintergründe gibt es für das Vorhaben?

Die individuelle und wirtschaftliche Belastung durch depressive Störungen ist z. B. durch Covid-19 erheblich gestiegen. Die Nutzung und Akzeptanz von internetbasierten kognitiven Verhaltenstherapieprogrammen zur Unterstützung der Behandlung bei leichten bis mittelschweren Depressionen nehmen eine untergeordnete Rolle ein. Obwohl die Verfügbarkeit eines umfassenden durch die Krankenversicherung finanzierten Angebotes an evidenzbasierten digitalen Therapie-Instrumenten gegeben ist. Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von Apps bei Depressionen, jedoch existieren kaum Belege für die Akzeptanz dieser Anwendungen. Das Verständnis über kritische Erfolgsfaktoren für die Entwicklung von Interventionen ist notwendig. Diese können zu einer Reduktion des chronischen Krankheitsverlaufs und zu einer Steigerung der Lebensqualität sowie zu einer Reduktion von Behandlungskosten, Krankheitszeiten und Berufsunfähigkeit führen.

Welche Abläufe und Arbeitsschritte gibt es im Projekt?

Das Projekt besteht aus zwei Arbeitspaketen, der explorativen qualitativen Interviewstudie und der Entwicklung eines App-Akzeptanzmodells.

Im Rahmen des ersten Arbeitspakets werden leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit Patient*innen, Therapeut*innen (Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen), Hausärzten, App-Entwickler*innen, Krankenversicherungen und Interessenverbänden durchgeführt. Die halbstrukturierten Interviewleitfäden wurden dabei auf der Grundlage einer umfassenden und strukturierten Literaturrecherche, der Analyse von Anwendungen aus der Versorgungspraxis und einer systematischen Marktanalyse entwickelt. Die Ergebnisse der Interviews werden inhaltsanalytisch ausgewertet. Anschließend wird ein theoretischer Überblick über potenzielle Faktoren, welche die Akzeptanz beeinflussen sowie über kritische Erfolgsfaktoren von Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz erstellt.

Für die Entwicklung eines App-Akzeptanzmodells werden drei Informationsquellen genutzt:

  1. Orientierung an bereits existierenden Akzeptanzmodellen
  2. Nutzung der identifizierten Einflussfaktoren aus dem ersten Arbeitspaket
  3. Einbezug von existierender Literatur zu Akzeptanzfaktoren für digitale Gesundheitsanwendungen

Dieses Akzeptanzmodell wird anschließend empirisch getestet. Nach der Entwicklung des Akzeptanzmodells erfolgt eine anonymisierte quantitative Online-Fragebogenerhebung mit einer repräsentativen Stichprobe von Patient*innen mit Depressionen der AOK Niedersachsen. Die Stichprobe wird anhand deskriptiver statistischer Verfahren und Regressionen basierend auf der Vorgehensweise der Strukturgleichungsmodellierung und verwandter ökonometrischer Verfahren ausgewertet.

Welche Ziele gibt es?

  • Die Identifizierung von kritischen Erfolgsfaktoren, die die Akzeptanz von Patient*innen und ihren Therapeut*innen in Bezug auf Online-Unterstützungsprogrammen bestimmen
  • Die interdisziplinäre Betrachtung der Akzeptanz aus psychotherapeutischer, wirtschaftsinformatischer und gesundheitsökonomischer Perspektive
  • Die Entwicklung eines empirisch evaluierten Modells für Technologieakzeptanz speziell für Online-Lösungen im Bereich der Depressionsbehandlung, welches Vorhersagen über die Akzeptanz, Nutzung und Verbreitung von internetbasierten Behandlungsmethoden ermöglicht

Was ist der Nutzen des Projekts?

Durch die qualitative Interviewstudie und quantitative Fragebogenerhebung wird erwartet, dass die Teilnehmenden einen Beitrag zur Erforschung kritischer Erfolgsfaktoren für die Akzeptanz von Apps gegen Depressionen leisten können. Diese kann die Entwicklung bedarfsgerechter Versorgungsangebote begünstigen und die Nutzung in der Versorgungspraxis mit zielgruppenspezifischen Maßnahmen erhöhen.

Was geschieht mit den Forschungsergebnissen? 

Die Publikation der Ergebnisse wird in Form von Konferenzbeiträgen und wissenschaftlichen Fachbeiträgen in anerkannten medizinischen und gesundheitsökonomischen/wirtschaftsinformatischen Fachjournalen vorgenommen.

Wie sieht das weitere Vorgehen aus?

Die Forschungsergebnisse bilden die Grundlage für künftige Projekte, in denen untersucht werden kann, wie die Akzeptanz und die Absicht zur Nutzung von Apps zielgerichtet in der Versorgungspraxis verbessert werden können, um zu einer besseren Gesundheitsversorgung und Therapie der Betroffenen beizutragen.


Das wichtigste auf einen Blick