EEEwiss: Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines digitalen wissenschaftlichen Weiterbildungsangebots

„EEEwiss“ ist ein Weiterbildungsangebot für nicht pflegerisch und gesundheitlich ausgebildete Berufsgruppen im ambulanten und stationären Bereich der Behindertenhilfe für Menschen mit geistigen, seelischen und mehrfachen Beeinträchtigungen. Menschen mit geistigen und/oder mehrfachen Beeinträchtigungen stoßen auf vielschichtige Barrieren im Gesundheits- und Versorgungssystem. Hinzu kommen gesundheitliche und pflegerische Bedarfe, welche in den gegenwärtigen Versorgungssettings und -sektoren aus verschiedenen Gründen nicht ausreichend abgedeckt werden können. Dies stellt besonders die Kernberufsgruppen in der Behindertenhilfe (Heilerziehungspfleger*innen sowie Heilpädagogen*innen) vor schwer zu bewältigende Herausforderungen. Mit dem Projekt „EEEwiss“ wird der sich daraus ergebende Weiterbildungsbedarf adressiert.

Das Ziel des zweijährigen Projektes ist die Konzeption und Erprobung von mehreren Modulen. Diese werden von den Teilnehmer*innen mittels Selbstlernzeiten, Online-Sitzungen und eintägigen Präsenzseminaren belegt. In Abhängigkeit von der Anzahl der abgeschlossenen Module können entsprechende Zertifikate erworben werden. Es besteht die Möglichkeit die erlangten „Creditpoints“ in spezifischen Studiengängen anrechnen zu lassen. Gegenwärtig befindet sich das Projekt in der Evaluations- und Modifikationsphase. Eine Verstetigung einzelner Angebote ist geplant.

Die Erfahrungen des Projekts EIBeMeB der Ostfalia Hochschule konnten spezifische Wissensbedarfe von Mitarbeiter*innen aufzeigen. Diese stammen aus verschiedenen Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe in Braunschweig, Wolfsburg und Hannover. „Insbesondere der gestiegene Anteil an körperlichen Pflegemaßnahmen und pflegebezogenen Betreuungsmaßnahmen wurden von den Projektteilnehmerinnen angesprochen“, so André Heitmann-Möller, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt. Besonders Mitglieder der beruflichen Kerngruppen in der Behindertenhilfe (Heilpädagog*innen, Heilerziehungspfleger*innen) sahen sich nur unzureichend oder gar nicht für diese Aufgaben ausgebildet. Auch fehlten zielgruppenspezifische Einschätzungsinstrumente für eine adäquate Ermittlung von gesundheitlichen und pflegerischen Bedarfen. Das Projekt „EEEwiss“ versucht, den sich daraus ergebenden Weiterbildungsbedarf für Mitarbeiter*innen zu decken.

Seit 2009 können Personen, mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und drei Jahren Berufserfahrung, an Hochschulen einschlägige Studiengänge belegen. Im Fokus des Projekts stehen daher Personen, die bislang noch nicht an einer Hochschule studiert, über keinen traditionellen Hochschulzugang verfügen oder in der Vergangenheit ein Studium bereits abgebrochen haben und sich die Aufnahme eines einschlägigen Studiums vorstellen könnten. Im offiziellen Sprachgebrauch der Bildungspolitik werden diese als „nicht-traditionell Studierende“ bezeichnet. Mit dem Projekt soll daher die von dem Land Niedersachsen angestrebte Öffnung der Hochschulen vorangetrieben werden.

In dem Weiterbildungsprogramm werden diverse Themenschwerpunkte vermittelt. Dazu gehören zum Beispiel rechtliche Herausforderungen, Sucht, Vermittlung von Beratungs- und Supervisionskonzepten sowie das Konfliktmanagement. Darüber hinaus beschäftigen sich die Teilnehmer*innen mit der Erfassung gesundheitlicher und pflegerischer Bedarfe bei Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Dabei werden grundlegende Gesundheitsbegriffe und Gesundheitskompetenzen thematisiert. Ein weiterer wichtiger Inhalt ist die Beschäftigung mit Kooperationen und Koordination an Schnittstellen in der Versorgung.

Das Weiterbildungsprogramm setzt sich aus Präsenz- und Onlineveranstaltungen zusammen, sodass eine abwechslungsreiche Lehre entsteht. Die Teilnehmer*innen bearbeiten einen modulbezogenen Studienbrief, welcher themenbezogene Informationen und Übungsaufgaben enthält. Die Ergebnisse werden anschließend in den Präsenzveranstaltungen miteinander besprochen. Durch die Ablegung einer Prüfungsleistung in Form eines Portfolios erhalten die Teilnehmer*innen bis zu sechs Leistungspunkte, die bei einschlägigen Studiengängen angerechnet werden können. „Die Teilnahme an einer Prüfungsleistung ist jedoch keine Pflicht. Alternativ können die Teilnehmer*innen auch eine Teilnahmebescheinigung erhalten, allerdings ohne den Erwerb der Leistungspunkte“, berichtet Heitmann-Möller.

Folgende Arbeitspakete werden im Projekt bearbeitet:

  • Arbeitspaket 1: Vorbereitungen
  • Arbeitspaket 2: Planung des Weiterbildungsangebots
  • Arbeitspaket 3: Erprobung des Weiterbildungsangebots
  • Arbeitspaket 4: Evaluation des Weiterbildungsangebots
  • Arbeitspaket 5: Modifikation des Weiterbildungsangebots
  • Arbeitspaket 6: Abschluss des Projekts

Modulübersicht

Modul 1 – Rechtliche Herausforderungen

  • Aktuelle Reformen in der Arbeit mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung
  • Rechtliche Rahmenbedingungen in der Pflege und Versorgung der vulnerablen Zielgruppen
  • Zugang zu Leistungen und komplexe Fallsituationen in der Versorgung
  • Digitalisierung und rechtliche Herausforderungen

Modul 2 – Sucht in der Versorgung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung

  • Theorien zu Sucht und Suchtprävention
  • Komorbidität Sucht und Behinderung
  • Leitprinzipien Sucht- und Behindertenhilfe
  • Umgang mit Sucht
  • Angebote der Suchthilfe für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen

Modul 3 – Beratung & Supervision

  • Konzepte von Beratung und Supervision
  • Beratung für unterschiedliche Zielgruppen
  • Kommunikationsstrategien
  • Konfliktmanagement

Modul 4 – Erfassung gesundheitlicher und pflegerischer Bedarfe von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung

  • Zielgruppenspezifische Bedarfe im Kontext von Pflege und Gesundheit
  • Verschiedene Einschätzungsinstrumente im Bereich der pflegerischen und gesundheitlichen Versorgung
  • Ganzheitliches multikausales Verständnis von Gesundheit und Pflege
  • Praktische Durchführung eines beispielhaften Instruments

Modul 5 – Gesundheitskompetenz

  • Gesundheitsbegriffe, Gesundheitskonzepte
  • Gesundheitskompetenzen
  • Risiken und Chancen für die Gesundheit, Einflussfaktoren, Gesundheitsförderung
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement

Modul 6 – Kooperation & Koordination in der Versorgung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung

  • Aufgaben und Zielsetzungen der beteiligten Akteure, Kooperations- und Koordinationspartner
  • Identifikation von relevanten Schnittstellen und Anknüpfungspunkten für eine qualitativ hohe und gelingende Versorgungskette

Nähere Informationen zum Projekt und den aktuellen Entwicklungen finden Sie auf den nachfolgenden Seiten. Sie können auch zusätzlich eine Präsentation mit Tonelementen ansehen.

Bericht zur Online-Umfrage.

Aktueller Flyer