Konsortialpartner
Neben einem umfassenden wissenschafts-fundierten Lehrangebot an Studiengängen auf Bachelor- und Masterniveau im Bereich des Pflege- und Gesundheitssektors, ist die Fakultät Gesundheitswesen der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften (HaW) in verschiedenen Projekten der Teilhabe- und sektorübergreifenden Versorgungsforschung aktiv. Im Fokus stehen dabei u.a. die Untersuchung der Versorgungsqualität sowie der Strukturen und Prozesse im Gesundheits- und Pflegebereich, als auch die Evaluation und Anpassung von Versorgungsleistungen zum aktuellen wissenschaftlichen Stand. Auch wird in den Projekten nach sozialen Lösungen zur Unterstützung von Teilhabemöglichkeiten geforscht.
Im Projekt Novelle übernimmt das Team um Frau Professorin Dr. Martina Hasseler als Konsortialführung die Leitung, Organisation und Koordination der Projektarbeit. Zudem ist die Ostfalia HaW für die Arbeitspakete (AP) 2, 5 und 6 verantwortlich. Im AP 2 steht die Bestandsaufnahme der Ist-Situation zu den Strukturen und Prozessen der teilnehmenden Pflegeeinrichtungen im Vordergrund. Das AP 5 hält den Fokus auf der Entwicklung und Durchführung von Schulungen ausgewählter Pflegefachkräfte zu den entwickelten Handlungsempfehlungen. Anschließend werden im AP 6 die Schulungsinhalte umgesetzt und die Handlungsempfehlungen implementiert.
Das aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH setzt seit über 25 Jahren Konzepte und Projekte zur Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung um. Das Institut steht in der Tradition der Versorgungsforschung mit methodischen Schwerpunkten auf Routinedatenanalysen, qualitativen Evaluationen und Digital-Health-Lösungen. Aktuell ist das mit der Umsetzung von komplexen Großprojekten langjährig erfahrene Institut an mehr als 25 Projekten des Innovationsfonds beteiligt.
Das aQua-Institut evaluiert die Novelle–Intervention. Primäres Outcome ist die Reduzierung von (vermeidbaren) Rettungsdiensttransporten von Heimbewohner*innen (Fall-Kontroll-Design). Sekundäre Outcomes sind die Reduktion des Anteils von im Krankenhaus verstorbenen Heimbewohner*innen sowie die Effekte der Intervention auf die Handlungssicherheit von Pflegefachkräften in Notfallsituationen. Im Rahmen einer implementierungswissenschaftlichen Begleitung des Projekts prüft das aQua-Institut außerdem die Erfüllung der Voraussetzungen einer effektiven Implementierung, u.a. mit dem Ziel der Identifizierung etwaiger Implementierungsbarrieren.
Das Institut für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) unter Leitung von Professor Dr. Nils Schneider ist in den Bereichen Krankenversorgung, Lehre und Forschung tätig. Ärzt*innen (Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Palliativmedizin, Geriatrie) und Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen (Psychologie, Soziologie, Ethnologie, Gesundheits-, Pflege-, und Sozialwissenschaften sowie Statistik) arbeiten in einem multiprofessionellen Team zusammen. Der Forschungsschwerpunkt liegt in der Versorgungsforschung zu den Themen Palliativversorgung, Geriatrie, Lehr- und Lernforschung sowie medizinische Statistik und IT-Infrastruktur.
Im Forschungsprojekt Novelle ist das Institut für Allgemeinmedizin der MHH gemeinsam mit dem Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena für die Arbeitspakete 3 und 4 verantwortlich. Die Aufgabe besteht darin, relevante Notfallsituationen in Altenpflegeeinrichtungen zu identifizieren und zu priorisieren und anschließend Handlungsempfehlungen für Pflegekräfte zur Bearbeitung der Notfallsituationen zu entwickeln.
Das 2007 durch die Technische Universität Braunschweig (TU Braunschweig) und die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) gegründete Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik (PLRI) lehrt und forscht auf dem Gebiet der Medizininformatik. Die Forschungsschwerpunkte reichen von Informationssystemen und Informationsmanagement über eLearning, mHealth und Assistierenden Gesundheitstechnologien bis hin Unfall- und Notfallinformatik. In interdisziplinären Projekten werden gemeinsam mit Gesundheitseinrichtungen, Forschungsinstituten, Wirtschaftsunternehmen und Politik Lösungen für eine qualitativ hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung entwickelt.
Im Projekt Novelle bringt das PLRI seine langjährigen Erfahrungen im Bereich der Digitalisierung von Gesundheitsdienstleistungen sowie der intersektoralen Versorgung ein. In AP 2 unterstützt das PLRI die Erhebung der Strukturen und Prozesse der teilnehmenden Pflegeeinrichtungen und setzt dabei besonderen Fokus auf den Digitalisierungsstatus. Hierauf aufbauend ist das PLRI in AP 4 hauptverantwortlich für die Konzepterstellung zur Digitalisierung der entwickelten Notfallalgorithmen unter Berücksichtigung technischer, organisatorischer und rechtlicher Rahmenbedingungen.
Die Stadt Braunschweig ist Modellregion für das Projekt Novelle. Mit rund 250.000 Einwohnern ist die Stadt Braunschweig die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. Städtische Stellen fungieren nicht nur als kommunale Aufsichtsbehörden, sondern fördern auch den Austausch und das Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure. Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen nach SGB XI findet gegenwärtig in 31 Pflegeeinrichtungen mit rund 3.200 Pflegeplätzen statt. Die Trägerschaft des öffentlichen Rettungsdienstes liegt bei der Stadt Braunschweig und wird von der Feuerwehr (FB 37) wahrgenommen. Die Berufsfeuerwehr und vier Beauftragte erbringen jährlich mehr als 60.000 Einsätze. Etwa 30.000 dieser Einsätze sind Notfallrettungseinsätze, ca. 6.500 davon erfolgen mit Notarzt.
Im Projekt Novelle vertritt FB 37 den Konsortialpartner Stadt Braunschweig und nimmt die Abstimmung mit den anderen beteiligten städtischen Stellen wahr. Der Rettungsdienst Braunschweig arbeitet bereits seit vielen Jahren mit Notfallalgorithmen für das Rettungsfachpersonal. Die Arbeit mit Notfallalgorithmen war Anregung, Handlungsempfehlungen für Pflegefachpersonen stationärer Pflegeeinrichtungen in Notfallsituationen zu entwickeln. Diese haben zum Ziel, die Autonomie von Pflegeheimbewohner*innen zu stärken. Die Handlungssicherheit von Pflegefachpersonen soll durch die Anwendung der Handlungsempfehlungen gesteigert und unerwünschte Krankenhauszuweisungen reduziert werden. Im Projekt Novelle stellt die Stadt Braunschweig die notfallmedizinische Expertise und übernimmt die ärztliche Koordination. Ferner führt die Stadt Braunschweig Daten aus verschieden Behörden zusammen und stellt diese für die Beurteilung des Projekterfolges bereit .
Das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin Heidelberg ist Teil der Medizinischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts gehören u.a. Pflegegeschichte und Pflegeethik mit einem besonderen Fokus auf ethische Fragen der Digitalisierung in der Pflege. Dr. Nadia Primc und Dr. Giovanni Rubeis, sind als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen des Instituts für die inhaltliche Durchführung des ethischen Teilprojekts von Novelle verantwortlich. Ethische Fragen ergeben sich bei Notfällen in Einrichtungen stationärer Langzeitpflege besonders hinsichtlich der Achtung des Willens der Bewohner*innen sowie der Abwägung zwischen dem Wohl der Bewohner*innen und berufsethischen Verpflichtungen. Aufgrund des hohen Zeitdrucks ist es in Notfallsituationen oft schwierig, den geäußerten, dokumentierten oder vermuteten Willen der Bewohner*innen in Entscheidungen in Notfallsituationen einzubeziehen. Dies führt dazu, dass eine empirisch noch näher zu bestimmende Anzahl an Rettungsdiensteinsätzen und Krankenhauszuweisungen entgegen dem erklärten oder vermuteten Willen der Bewohner*innen erfolgt. Zudem weicht die Einschätzung eines Vorfalls als medizinischen Notfall durch Pflegende oftmals von der Einschätzung durch Ärzt*innen oder Rettungssanitäter*innen ab.
Bisherige Daten und Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Pflegefachkräfte im Zweifelsfall eher einen Notruf absetzen – oftmals im Bestreben, das Patientenwohl zu befördern, bzw. um berufsethischen und berufsrechtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Jedoch ist nicht jeder Transfer in ein Krankenhaus im Interesse des individuellen Wohles der Bewohner*innen. Die Erarbeitung und Implementierung von Handlungsempfehlungen für Notfallsituationen dient daher nicht nur der Sicherung des Willens sondern auch des Wohles der Bewohner*innen. Daraus ergeben sich ethische Anforderungen an die Struktur- und Prozessqualität bei der Entwicklung und Implementierung von Handlungsempfehlungen für Notfallsituationen. Das ethische Teilprojekt geht mittels einer qualitativen pflegeethischen Erhebung in mehreren Pflegeeinrichtungen der Frage nach, in welchen Fällen Pflegefachkräfte ihrer Erfahrung nach auf Schwierigkeiten hinsichtlich der Abwägung zwischen Willen und Wohl der Bewohner*innen, sowie ihrer berufsethischen Verpflichtungen stoßen.
Eine pflegeethische Aufbereitung der relevanten Notfallsituationen und damit verbundener ethischer Konflikte wird mittels semistrukturierter Leitfadeninterviews erhoben. Die mittels qualitativer Forschungsmethoden erhobenen Erkenntnisse werden in den Prozess der Entwicklung und Implementierung der Handlungsempfehlungen für Notfallsituationen eingespeist. Zudem wird die Implementierung der Handlungsempfehlungen durch die Auswertung von sogenannten Logbüchern ethisch begleitet.
Das Institut für Allgemeinmedizin Jena unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Jutta Bleidorn ist in den Bereichen Krankenversorgung, universitäre Lehre und Forschung tätig. Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen aus medizinischen, sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Disziplinen arbeiten in vielseitigen Forschungs- und Lehrprojekten zusammen. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Versorgungsforschung, Ärztegesundheit sowie der Lehr- und Lernforschung. Im Forschungsprojekt Novelle ist das Institut für Allgemeinmedizin des UKJ gemeinsam mit dem Institut für Allgemeinmedizin der MHH für die Arbeitspakete 3 und 4 verantwortlich. Unsere Aufgaben bestehen darin, relevante Notfallsituationen in Altenpflegeeinrichtungen zu identifizieren und zu priorisieren und anschließend Handlungsempfehlungen für Pflegekräfte zur Bearbeitung der Notfallsituationen zu entwickeln.
Constanze Janda ist Inhaberin des Lehrstuhls für Sozialrecht und Verwaltungswissenschaft an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer. Die Universität widmet sich der Erforschung von Staat und Verwaltung auf allen Ebenen und ist die wichtigste Ausbildungsstätte für den wissenschaftlichen Nachwuchs auf diesem Gebiet. Constanze Janda beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den verschiedenen Rechtsfragen des Medizinrechts. Im Projekt Novelle erstellt sie ein Rechtsgutachten, in dem sie sich mit den relevanten Aspekten im Datenschutzrecht, den Befugnissen von Pflegefachkräften und haftungsrechtlichen Fragen auseinandersetzt.
Kooperationspartner
Teilnehmende Pflegeeinrichtungen aus dem Stadtgebiet Braunschweig:
AOK – Die Gesundheitskasse für Niedersachsen
Deutscher Hausärzteverband – Landesverband Braunschweig