Lisa berichtet: Ab jetzt wird rückwärts gezählt!

Seit gestern bin ich schon drei Monate in Norwegen! Mir bleiben also nur noch zwei Monate bis ich schon wieder meine Koffer packe und zurück nach Deutschland komme. Ab jetzt wird also rückwärts gezählt! Deshalb ist es in dieser Woche wohl an der Zeit für einen kleinen Zwischenbericht. Die Zeit hier in Norwegen war bisher so ereignisreich und die Eindrücke so zahlreich, dass ich für einen gelungenen Überblick einige Fragen beantworte:

Was waren meine Vorstellungen und inwiefern haben sich diese bewahrheitet oder nicht?

Vor meiner Ankunft hatte ich natürlich sehr viele Vorstellungen von Norwegen. Hier jetzt alle aufzulisten, würde allerdings den Rahmen dieses Blogs sprengen. 🙂

Sicher war ich mir aber damit, dass Norwegen ein sehr besonderes Land ist…mit viel Natur, Bergen, Fjorden und Seen. Und diese Vorstellung hat sich definitiv bewahrheitet! Was ich vorher bisher nur von Fotos kannte, konnte ich nun selbst sehen und erleben. Weil in Norwegen alles so weit und groß und unbesiedelt ist, spürt unheimlich schnell ein Freiheitsgefühl, dass man in Deutschland nie hätte.

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Was meine Vorstellungen über die Norweger selbst angeht, so hat sich auch das weitestgehend als wahr herausgestellt. Die Norweger sind ein sehr ruhiges, ausgeglichenes Volk und ihre oft etwas introvertierte Art versteht man schnell falsch. Dabei wollen sie sich einfach bloß nicht aufdrängen und schätzen es, wenn man das gleiche tut. Den norwegischen „Smalltalk“ hingegen finde ich unheimlich angenehm, der –auch wenn er nicht allzu oft vorkommt- sehr ehrlich wirkt. Er dauert oft nur wenige Momente, aber man gewinnt den Eindruck, dass die Person wirklich an dem interessiert ist, was man sagt und nicht nur aus Höflichkeit nachfragt. Das Blatt wendet sich allerdings zügig sobald Alkohol im Spiel ist. Vor allem junge Leute sind dann sehr ausgelassen, redselig und teilweise auch etwas anstrengend. Ich persönlich habe das Gefühl, sie reden sich in solchen Momenten alles von der Seele, was sie sonst für sich behalten würden.

Achja, beinahe hätte ich die norwegischen Preise vergessen! An die habe ich mich mittlerweile schon so gewöhnt, dass ich es oft verdränge in Euro umzurechnen, da das meist eh nur weh tut!

Erst gestern zum Beispiel, haben wir uns einen kurzen Besuch bei Burger King gegönnt.  Ich war erst noch ziemlich stolz, dass ich „nur“ 42 Kronen ausgegeben hatte. Dass ich damit aber mehr als 5 Euro für einen Cheeseburger und eine kleine Tüte Pommes ausgegeben habe, fiel mir zum Glück erst später auf!

Was hatte ich mir für Norwegen vorgenommen, was habe ich davon bereits gemacht und was möchte ich in den letzen zwei Monaten unbedingt noch machen?

Vorgenommen hatte ich mir definitiv, die Sprache zu lernen und genau dort liegt bisher auch immer noch das größte Problem: Das Verstehen klappt zwar zunehmend besser, aber für richtige Unterhaltungen reicht es leider immer noch nicht. Da viele Vorlesungen auf Englisch gehalten werden und man auch sonst wunderbar mit Englisch zurechtkommt, wäre das eigentlich kein Problem. Viele der Erasmus-Studenten bräuchten die Sprache eigentlich gar nicht zu lernen. Aber es war eben meine persönliche Erwartung an mich selbst. Aufgeben werde ich aber bestimmt nicht und im schlimmsten Fall muss ich eben irgendwann wieder kommen, um daran zu arbeiten. 🙂

Bereits erledigt habe ich die meisten meiner Unternehmungen und Reisen, die ich mir vorgenommen hatte. Damit kann ich auf jeden Fall die Ziele Geiranger Fjord, Trollstigen, Atlantic Road und die Lofoten von meiner Liste streichen.  Jetzt fehlen auf meiner Liste eigentlich nur noch ein Trip zum Nordkapp und Rentiere zu sehen. Elche habe ich schon drei Stück zu Gesicht bekommen. 🙂

Inwieweit wurde ich positiv oder auch negativ überrascht?

Positiv überrascht hat mich definitiv das Wetter! Darüber habe ich ja letzte Woche schon berichtet. Auch wenn wir zurzeit einen ungemütlichen Regenkuddelmuddel haben, hätte ich mir das norwegische Wetter tausendmal schlimmer vorgestellt!

Negativ oder zumindest nicht positiv überrascht bin ich von der (Un-) Pünktlichkeit und der Arbeitseinstellung der Norweger. Ich hatte bisher nie von mir behauptet, dass ich ein sehr genauer und pünktlicher Mensch bin, aber hier in Norwegen merke ich doch schon, dass ich deutsche Wurzeln habe. Was bei uns ein No-Go wäre, wie z.B. das Zuspätkommen zu Laboren, ist hier nicht ungewöhnlich. Es bedarf hier auch nur eines kleinen „Bitte-Bitte“ und schon wird der Abgabetermin für Hausaufgaben und Protokolle nach hinten verlegt. Natürlich beschwere ich mich über Letzteres nicht, aber ungewohnt ist es schon! Auch die ProfessorInnen sehen die Vorlesungszeiten nicht allzu eng: Die Zeiten sind vielmehr als „Richtlinie“ zu verstehen und daher werden die Vorlesungen häufig frühzeitig beendet.

Was hätte ich besser machen können und was habe ich meiner Meinung nach richtig gemacht?

Da ich, wie schon, erwähnt Norwegisch lernen wollte, hätte ich mich  im Vorfeld noch intensiver bemühen können, mir so viele Grundkenntnisse wie möglich anzueignen. Jede noch so kleine Vokabel fehlt mir jetzt oft und so ist es allein schon des Wortschatzes wegen schwer, sich zu unterhalten. Auch hätte ich von Anfang an versuchen sollen, mehr mit Norwegern in Kontakt zu kommen, indem ich z.B. einem Sportverein beitrete oder mich anderweitig in norwegische Runden integriere. Natürlich möchte ich keinesfalls meine Ausflüge mit den anderen Erasmus-Studierenden missen und weiß die neu gewonnenen Freundschaften sehr zu schätzen! Allerdings war ich dadurch so oft unterwegs, dass ich bisher kaum Gelegenheit dazu hatte, meine norwegischen Kontakte zu stärken. Und das muss definitiv von einem selbst aus geschehen, da die Norweger es „Ausländern“ echt nicht leicht machen! 😉

Richtig gemacht habe ich alleine schon die Entscheidung nach Norwegen zu kommen. Für mich persönlich ist Norwegen das ideale Land für meine Interessen und vielleicht liegen hier sogar Zukunftsperspektiven. 🙂

Was rate ich anderen Studierenden, die ins Ausland oder sogar insbesondere nach Norwegen gehen möchten?

Wenn der Wunsch besteht, eine Fremdsprache zu lernen, dann sollte man rechtzeitig damit anfangen um eine solide Basis zu schaffen, auf der man aufbauen kann. Vor allem in einem Land wie Norwegen, in dem man sehr gut auch nur mit Englisch zurechtkommt, ist das wichtig!

Kleiner „geheimer“ Tipp: Wenn ihr ein Auslandssemester machen wollt, dann tut das am besten noch während eures Studiums an der Ostfalia. Ich habe bisher von wirklich keinem der anderen Austauschstudenten hier gehört, dass sie so gute finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten haben wie wir!

Ansonsten: jede Sekunde wahrnehmen und genießen! Die Zeit geht so rasend schnell um und eine solche Erfahrung bietet sich einem wohl nicht allzu schnell wieder!

Zu guter Letzt noch ein kleines Wetter-Update. Letzte Woche hatten wir unglaublich viel Schnee und diesen haben wir mit einem Wochenende in der Studenterhytta in Bymarka, wenige Minuten von Trondheim entfernt, perfekt ausgenutzt! Leider ist mittlerweile schon wieder alles weggeschmolzen, aber die Beweisfotos möchte ich euch trotzdem nicht vorenthalten. 🙂

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Det finnes ikke dårlig vær – bare dårlige klær!

…Es gibt kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung…

Diesen Spruch habe ich mittlerweile verinnerlicht und lebe danach. Oder versuche es zumindest! Denn sich mit den besten Allwetter-Klamotten auszurüsten ist teuer, vor allem in einem Land wie Norwegen!

Trotzdem hat sich meine Kleidungswahl hier schon ordentlich verändert. Anstatt in den Spiegel schaue ich morgens aus dem Fenster und entscheide mich meist – auch wenn die Sonne scheint – für bequeme, wasserdichte Schuhe und meine Regenjacke.

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Dabei ist das Wetter nicht einmal schlechter als in Deutschland. Die vielen Vorurteile über das Wetter in Norwegen kann ich -bisher- noch nicht teilen. Der Sommer hielt unheimlich lange an und wenn sich Familie und Freunde zu Hause schon darüber beschwert haben, dass sie bereits morgens das Auto freikratzen mussten, sind wir noch in Jeans und T-Shirt rumgerannt. Der Herbst kam dann allerdings sehr plötzlich und gestern hatten wir sogar schon den ersten Schnee! Trotzdem kann ich mich noch in keinster Weise über das Wetter beklagen. Wenn wir hin und wieder zwar auch ungemütliche Tage haben, dauern diese nie länger als zwei Tage an und werden gefolgt von klarem Himmel und Sonnenschein!

Auffällig und anders als in Deutschland ist jedoch der Nebel. Es gibt Tage, an denen es einfach nicht aufklart. An solchen Tagen kann man keine 10 Meter weit gucken. Das kenne ich von Deutschland in dieser Art und Weise nicht.

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Das Wetter ist im Allgemeinen ein sehr beliebtes Thema, über das sich die Norweger gern unterhalten und auch scherzen. So habe ich schon kurz nach meiner Ankunft zu Hören bekommen, dass man sich keineswegs auf den norwegischen Wetterbericht verlassen kann und man sich am besten morgens einfach darauf einigt: Ja, es gibt heute Wetter in Norwegen!

Aber gerade das Wechselhafte gefällt mir hier so gut, weil man immer wieder überrascht wird und lernt, sich auf jede Situation einzustellen und vorzubereiten.

Ich bin schon sehr gespannt, ob sich meine bisher noch positive Einstellung gegenüber dem Wetter ändern wird, sobald es dunkel wird und der Winter einbricht. Noch freue ich mich auf den Schnee und alles was dazugehört, wie z.B. Ski fahren.

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Wie es mir dann ergeht und ob mir ich das deutsche Wetter irgendwann doch noch herbeisehne, davon werde ich euch natürlich berichten.  🙂

Lisa berichtet: Outdoor-Trip oder Partyausflug…meine erste ESN-Reise!

Hei Hei,

in dieser Woche hat die zündende Idee bezüglich eines spannenden Blogthemas etwas länger auf sich warten lassen. Dann hat mich allerdings ein Student beim Skype-Interview anlässlich des International Days an der Ostfalia auf eine Idee gebracht. Er fragte mich, ob die Erasmus-Fahrten wirklich so sind, wie man es aus Erzählungen immer wieder hört und wie die Gerüchteküche vermuten lässt, d.h. mit wilden Partys und ausgelassenen Mädels und Jungs. Da ich diese Frage jetzt schon von vielen Leuten gehört habe, möchte ich diese Woche der Sache auf den Grund gehen und Aufklärungsarbeit leisten, was wirklich passiert. 😉

Die sogenannten Erasmus-Fahrten werden überwiegend vom ESN (Erasmus Student Network) organisiert. Diese Organisation sitzt in Trondheim und ist in ganz Europa tätig. Wenn ihr mehr über das ESN wissen wollt, dann klickt hier: http://www.trondheim.esn.no/.

Das ESN bietet die unterschiedlichsten Aktionen an: von Mottopartys, Sportveranstaltungen und Abendessen, über das Buddy-Programm bis hin zu den berühmten mehrtägigen Ausflügen wie Surftrips, Ausflüge zum Geiranger-Fjord oder den Lofoten und -ganz speziell-  ein Kurzurlaub oder vielmehr Partyurlaub auf einem Kreuzfahrtschiff. Dieses „Partyboot“ fährt im November von Stockholm nach Tallinn und beherbergt für ein paar Tage mehr als 2000 Studierende aus Schweden, Norwegen, Finnland, Estland und Lettland!

Ich hatte Glück und konnte einen Platz für den Trip zu den Lofoten vorletztes Wochenende ergattern. Trotz 20 Stunden Busfahrt sind die Lofoten das Geld und die Zeit allemal wert gewesen! Einfach atemberaubend schön!

Seht selbst!

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Allerdings hatte ich nicht mehr darüber nachgedacht, dass der Lofoten-Trip eine Erasmus-Reise ist. Ich war also kleidungstechnisch und vor allem vom Kopf her viel mehr auf einen der bereits bekannten Outdoor-Trips eingestellt und eben nicht auf eine viertätige Party. Es stellte sich aber sehr bald heraus, dass ich diesbezüglich mehr als falsch lag. Ich merkte schon früh anhand des Gepäcks der anderen Mitreisenden – welches sich bei einigen durch einen erhöhten Getränkeanteil auszeichnete- , dass diese Reise vielleicht doch etwas anders wird, als ich es erwartet hatte und bisher kennengelernt habe. Und so kam es dann auch! Zumindest am Abend kamen alle Teilnehmenden der Reise bei ausgelassener Stimmung zusammen! Es wurde viel gelacht…nicht zuletzt wegen der (teilweise wirklich sehr lustigen) Partyspiele. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von Partyspielen, die ich aus Deutschland schon kannte, aber in unserer Reisegruppe kann ich sagen, dass vor allem die französischen TeilnehmerInnen sehr engagiert bei der Sache waren. 🙂

Da ich aber davon ausgegangen bin, an einem „Naturausflug“ teilzunehmen, musste ich mich erstmal in dieser Situation zurechtfinden.

Falls ich mich noch einmal zu einer solchen Tour entscheiden sollte, dann würde auch ich ein paar Bierchen auf meine Packliste setzen!

Abschließend kann ich also festhalten, dass an den Gerüchten über die Erasmus-Reisen wirklich etwas Wahres dran ist…eine lustige Truppe war´s trotzdem!

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Ha det bra! …Macht´s gut…

Lisa berichtet: Mein Studienalltag in Norwegen

Nachdem ich die letzten Wochen viel über mein Freizeitleben hier in Norwegen erzählt habe, soll es sich diese Woche wieder etwas mehr um mein Studium drehen. Denn deswegen bin ich ja hauptsächlich hier ;).

Die Hälfte des Semesters ist bereits um und ich kann es noch gar nicht fassen. Die Zeit vergeht so schnell! Im Dezember finden schon die Klausuren statt und ich bin wirklich gespannt, wie das Ganze hier abläuft. Aber das ist ja noch ein Weilchen hin J.

An den Hochschulalltag an der HIST habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Da ich nur drei Kurse belegt habe, bleibt auch genügend Zeit für die Hausaufgaben. Diese müssen wir etwa alle 1-2 Wochen einreichen. Und die Hausaufgaben sollte man auch nicht unterschätzen, da man öfters mal 5-6 Stunden daran sitzt. So sehr sie mich am Anfang auch genervt haben, weiß ich sie mittlerweile wirklich zu schätzen. Ich merke nämlich sofort, wenn ich etwas in der Vorlesung nicht verstanden habe. Außerdem bereitet man sich dadurch kontinuierlich auf die Prüfung vor und ich hoffe, dass die Klausurenphase dadurch etwas weniger stressig wird.

Mein Stundenplan sieht zurzeit wie folgt aus:

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
Korrosion-Labor Chemietechnik 2
Korrosion-Labor Chemietechnik 2
Chemietechnik 2 Korrosion-Labor Korrosion Chemietechnik 2
Chemietechnik 2 Korrosion Chemietechnik 2
Prozesschemie Prozesschemie Korrosion
Prozesschemie Prozesschemie Korrosion

 

Das Chemietechnik-Labor wird selbst geplant und durchgeführt, daher gibt es keinen fest verankerten Termin im Stundenplan. Dienstagnachmittag bleiben meist alle nach der Vorlesung Prozesschemie im Raum sitzen und beginnen mit den Hausaufgaben für die nächste Woche. Die Dozentin bleibt meistens auch im Raum und ist bei Fragen ansprechbar. Das erinnert zwar alles  etwas an Schule, aber ich finde das trotzdem super!

Soweit ich weiß, gibt es bei uns keine Lerngruppen. Es ist üblich, dass  der Großteil der Studierenden am Nachmittag nach den Vorlesungen in der Klasse zusammen sitzen bleibt und an den Hausaufgaben oder Laborprotokollen arbeitet.

Von den Kursen, die ich hier belegt habe, macht mir vor allem das Korrosionslabor echt viel Spaß. Das findet zusammen mit den Materialtechnikern statt, die in der gleichen Fakultät wie die Chemietechniker sitzen und sich in vielen Hinsichten mit EGT und BEE vergleichen lassen. Im Labor untersuchen wir das Korrosionsverhalten verschiedener Materialien bei unterschiedlichen äußeren Einflüssen. Vor drei Wochen durften wir nach dem Labor etwas länger bleiben und beim Schweißen helfen! Das habe ich natürlich auch sofort ausprobiert. Ich glaube nämlich nicht, so schnell wieder die Gelegenheit dazu zu bekommen. Das Ergebnis konnte sich mehr oder weniger sehen lassen. 😉

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Trotz alledem bleibe ich aber meiner Fakultät an der Ostfalia treu und schicke Euch daher abschließend viele Grüße von den Lofoten!

woche 11

Vi snakkes!