
Motivation und Vorbereitung
Nachdem ich mich informiert hatte was eine Reisemobilität ist, habe ich beinahe 1,5 Jahre gesucht, bis ich etwas Passendes gefunden habe. Auf keinen Fall Stressbewältigung, sondern ein Englischkurs – eine Woche nur Englisch sprechen in einem internationalen Umfeld. Leider lag dann der Kurstermin so früh, dass ich die vielen einzelnen Beantragungsschritte in viel Stress verbracht habe. Das internationale Büro hat mir aber sehr dabei geholfen und sogar auf dem Nachhauseweg Anträge entgegengenommen. Meine Empfehlung ist, die Reise drei Monate im Voraus zu beantragen.

Im Januar fuhr ich dann aus einem nebeligen Braunschweig bei leichtem Eisregen mit einem preisgünstigen Reisebus in sechs Stunden in ein leicht frühlingshaftes, sonniges Prag. Die goldene Stadt, die ihren Namen der Farbe der Sandsteingebäude zu verdanken hatte. Warum ein Bus? Wenn man internationale Erfahrungen sammeln möchte, schaut man sich auch Land und Leute an – das geht aus einem Flugzeug heraus nicht. Am Rande der Autobahn sah man viele Geschäfte, deren Namen man auch aus Deutschland kennt. Im Rahmen von „Green Travel“ hat man genug Zeit, die Reise mit dem Bus zu machen.
Aufenthalt
Das Hotel lag verkehrsgünstig an einer Straßenbahnhaltestelle. Ein landestypischer Mini-Supermarkt war 100 m entfernt. Für das Bezahlen in Prag benötigte man keine Kreditkarte – die deutsche EC-Karte funktionierte auch. Es gab aber nicht viele Fahrkartenautomaten: nur an einigen größeren Haltestellen, manchmal in den Straßenbahnen, empfohlen wurde eine App dafür.
Morgens war Englischkurs, mittags konnte man in der Mensa essen und nachmittags machten wir organisierte Ausflüge. Der Englischkurs war einfach und enthielt wie erhofft einige neue Vokabeln und moderne Redewendungen. Für eigene Ausflüge und Einkäufe zeigte man uns den tschechischen Internetstadtplan von Prag, in dem jedes Geschäft enthalten ist.
Sofort am ersten Tag gingen wir ins Rathaus, das auf einem sorgfältig gemauerten Keller aus dem 11. Jahrhundert steht. Damals lebte man dort, musste aber Land aufschütten, da die Moldau zu häufig über die Ufer trat. Beim Stadtrundgang am nächsten Tag trafen wir wegen seines 100. Todestages überall in der Stadt auf Franz Kaffka, sogar im Schnellrestaurant gab es eine kleine Ausstellung. Mittwoch besuchten wir die Karls-Universität, die nach Braunschweiger Vorbild von Karl IV. gegründet wurde. Donnerstag besichtigten wir eine große tschechische Brauerei.
Nach dem offiziellen Programm ab ca. 15:30 Uhr war Zeit für eigene Ausflüge. Leider schlossen viele Museen früh, jetzt im Winter wurde die Franchise-Dino-Ausstellung renoviert, aber das Naturkundemuseum konnte besucht werden. Das 48-Stunden-Sightseeing-Busticket bot einen guten Überblick über die Stadt und ich habe herausgefunden, dass böhmische Knödel in Scheiben geschnitten serviert werden. Sie sehen dann aus wie Toastbrot.
Mein Abschluss war eine Bootstour bei Sonnenschein. Dabei war ich mir ganz sicher, dass ich bei wärmerem Wetter noch einmal privat nach Prag reisen und all das besuchen möchte, wofür dieses Mal keine Zeit war. Und vielleicht klappt es dann auch mit dem Botel – ein Hotel in einem Schiff auf der Moldau. Es gibt mehrere davon, nur leider nicht in der Nähe einer Straßenbahnhaltestelle, die mich zum Sprachkurs und der Reisebusstation bringt.

Erkenntnisse und Ausblick
Eine Woche nur Englisch sprechen war der Wunsch, der erfüllt wurde. In Prag sprechen sogar die Supermarktkassiererinnen und Bäckereifachverkäuferinnen Englisch. Und echte Engländer habe ich auch getroffen – in dem Sightseeing-Bus. Herzlich und gesprächsbereit wie immer. Das Gespräch allerdings war schwieriger als der Englischkurs.
Zuhause musste dann noch ein Fragebogen der Europäischen Union ausgefüllt werden. Dabei fühlt man sich irgendwie als Teil von etwas ganz Großem. In dem Fragebogen lernte ich, dass die Personalmobilität Wissen und Ideen zu den europäischen politischen Schlüsselprioritäten vermitteln soll. Schlüsselprioritäten? Inklusion und Vielfalt, ökologische Nachhaltigkeit, digitale Bildung, Teilnahme am demokratischen Leben. Gut, dass ich im Unterricht nach Pfandflaschenautomaten gefragt hatte – damit konnte ich jetzt Erwartungen erfüllen: Zurzeit wird in Tschechien ein Gesetz verabschiedet, wonach es in den Supermärkten auch Automaten für die Rückgabe von Plastikflaschen gibt. Meine musste ich leider in einen der vielen gelben Container für Plastikmüll werfen, die überall in den Straßen stehen. Und die vielen netten Kursteilnehmer*innen sowie die beiden Dozent*innen verbreiteten internationales Flair und vielfältige Einblicke in die europäische Arbeitswelt.


































































































