LSP-Veranstaltungen müssen gut vorbereitet werden. Die folgenden Fragen sollen als Orientierungshilfe dienen, um die Rahmenbedingungen einer Veranstaltung in den Blick zu nehmen und daran eine Planung auszurichten.
Vorbereitende Planungsfragen:
Planungsfrage | Planungshinweise |
Was ist das zentrale inhaltliche Lernziel oder die Kompetenz, welche die Studierenden auf jeden Fall erwerben sollten? | Hiervon hängt die Formulierung von Bauaufträgen und Reflexionsfragen sowie die Wahl der Modelltypen ab. |
Wie viele Studierende nehmen an der Veranstaltung teil? | In einer Gruppe sollten maximal 10 Personen zusammen arbeiten, da sonst das Teilen und Reflektieren zu zeitaufwändig wird und logistische Probleme beim Bauen entstehen. Über diese Zahl an Studierenden hinaus sollten mehrere Gruppen parallel oder nacheinander betreut werden. |
Wie soll die Facilitation organisiert sein? | LSP-Facilitation braucht Erfahrung! Bei mehr als 20-30 Teilnehmenden (oder zwei bis drei Gruppen) empfiehlt sich eine Co-Facilitation. Mehr Informationen zur Skalierung und zur Facilitation finden Sie weiter unten. |
Welches zeitliche Format hat die Veranstaltung? | Dies ist eine zentrale Einschränkung für den Umfang des Skill-Buildings und die Länge/Komplexität der Bauaufträge. Generell gilt, dass 90 Minuten die Untergrenze für eine vollwertige LSP-Veranstaltung sind. Beispiele zeitlicher Abläufe finden Sie weiter unten. |
Wie groß sind die Räume und welches Mobiliar ist vorhanden? | Generell gilt: Der Materialtisch, auf dem LEGO® zur Verfügung gestellt wird, sollte gut zugänglich sein, da alle Teilnehmenden einer Gruppe gleichzeitig darauf zugreifen. Um die Kern-Prozess Phasen auch räumlich zu trennen, wird neben dem Materialtisch, ein Tisch zum Bauen und ein Präsentier-/ Reflexionstisch benötigt. Ein gesonderter Bereich zum Essen/ Trinken wird empfohlen. Jede Gruppe benötigt also 2-3 Tische. |
Welches LEGO®-Set steht zur Verfügung? | LEGO® bietet kommerziell zwei Sets speziell für LSP an: Zentral das „Landscape and Identity“-Kit und als Ergänzung das „Connections“-Kit. Ersteres bietet genug Material für eine Gruppe (bis zu 10 Personen) und Letzteres kann zusätzlich bei der Konstruktion von Strukturmodellen eingesetzt werden. Für weniger komplexe Aufgaben können auch LEGO®-Classic Sets verwendet werden (auch mit einer begrenzten Auswahl an Steinen lassen sich gute Metaphern bilden!). Informationen zum ausleihbaren Material am ZeLL finden Sie hier. |
Wie können Input-Phasen eingebunden werden? | Im LSP werden Inhalte praktisch vermittelt. Trotzdem können Inputs sinnvoll oder sogar notwendig sein. Es sollte dann darauf geachtet werden, dass diese nicht vom Bauprozess ablenken und sinnvoll zwischen einzelnen Bauaufträgen platziert werden (z. B. nach dem Skill-Building oder nach dem Bauen der ersten Einzelmodelle). Es empfiehlt sich auch, direkt mit dem Warm-Up zu beginnen und nicht mit einem Input, um die Studierenden direkt auf LSP einzustimmen. |
Facilitation während einer LSP-Veranstaltung:
Lehrende treten in klassischen Lehrformaten meist als Expert*innen auf, die den Studierenden einen Inhalt vermitteln. Diese Rolle wird in der Vorbereitung einer LSP-Veranstaltung benötigt, um Lernziele festzulegen und die Bauaufträge/Reflexionsfragen zu formulieren sowie in der Nachbereitung, wenn über den Erkenntnisgewinn der Studierenden reflektiert wird.
Im LSP-Prozess treten Lehrende in der Rolle von Facilitator*innen auf und nicht (oder nur noch zum Teil) als inhaltliche Expert*innen. Denn Facilitation dient nicht dazu, einen Inhalt direkt zu vermitteln (wie in einem klassischen Vorlesungs-Format), sondern den Studierenden zu ermöglichen, sich einen Inhalt durch LSP selbst zu erarbeiten. Der Unterschied zur Moderation einer Veranstaltung liegt somit genau in einer Verschiebung von einer Steuerung hin zu einer Ermöglichung des Lernprozesses der Studierenden. Daher sollten Facilitator*innen nicht am Bauprozess teilnehmen, sondern nur dessen Gelingen gewährleisten. Die zentralen Aufgaben der Facilitator*innen sind:
- Den Prozess strukturieren: Klare Bauaufträge formulieren, Reflexionsfragen situativ wählen und spontane zeitliche Anpassungen vornehmen. Auf den Prozess zurückführen, wenn Studierende sich diskursiv vom Modell entfernen.
- Motto „Einfach Bauen!“ vermitteln: Glauben an die Methode und Kreativität der Studierenden ausstrahlen.
- Vertrauen und Offenheit schaffen: Eine Bau-Atmosphäre herstellen, in der Studierende ihre eigenen Ideen entwickeln und mit Störungen umgegangen werden kann.
- Dokumentation von Ergebnissen: Sicherstellen, dass alles Wichtige festgehalten wird (entweder eigenständig oder durch eine Delegation an die Studierenden).
Folgende Verhaltensweisen sollten dabei vermieden werden:
- Zum Berater werden (Facilitation soll nur anleiten)
- Schwierigkeiten von LSP-Anfängern nicht mehr sehen (Die Methode ist nicht immer intuitiv!)
- Zu viel oder zu schnell in den Prozess eingreifen
Skalierung:
Ein zentrales Problem der Facilitation von LSP-Veranstaltungen in der Hochschullehre ist die Skalierung. Eine Gruppe sollte maximal 10 Studierende enthalten, die gemeinsam die Baustufen durchlaufen und an einem Gruppen- und Systemmodell arbeiten. Wenn es darum geht, größere Gruppen von Studierenden einzubinden, können folgende Maßnahmen helfen:
- Co-Facilitator*innen, um mehrere Gruppen gleichzeitig arbeiten zu lassen. Generell sollten bei mehr als zwei-drei Gruppen mehrere Facilitator*innen eingesetzt werden
- Studentische Hilfskräfte können bei der Organisation, dem Materialaufbau oder der Dokumentation helfen, um die Facilitator*innen zu entlasten
- Gruppen können in verschiedene Blöcke aufgeteilt werden, was natürlich einen zusätzlichen Zeitaufwand mit sich bringt
Beispielabläufe einer LSP-Lehrveranstaltung:
Der Ablauf einer LSP-Veranstaltung muss an die Rahmenbedingungen einer Veranstaltung angepasst werden. Trotzdem lassen sich gewisse strukturelle und zeitliche Richtlinien aufstellen, die als Orientierungshilfe dienen können. Ein ganz allgemeines Ablaufschema kann wie folgt aussehen:
Phase I:
Skill-Building I – Warm-Up
Skill-Building II – Metaphern
Skill-Building II – Storytelling
Phase II:
Einzelmodelle
Gruppenmodell
Phase III:
Systemmodell I – Einflussfaktoren
Systemmodell II – Verbindungen
Im Folgenden ist ein Schema der Phasen I und II exemplarisch für eine Veranstaltung mit der Gesamtlänge von 180 Minuten und 10 Studierenden pro Gruppe mit einem vollwertigen Skill-Building dargestellt (es sind ca. 20 Minuten für Abbauzeiten und Verzögerungen eingeplant). Phase III lässt sich nur in einem größeren Zeitrahmen verwirklichen.
Skill-Building I – Warm Up (25 Minuten): “Baue eine Brücke. Sie sollte möglichst groß und schön sein.“ Nach 7 Minuten optional: „Die Brücke muss stabil sein.“
- Bauphase (10 Minuten)
- Teilen (10 Minuten)
- Reflektieren (5 Minuten): Facilitator*in zerstört Brücken mit dem Elefanten, um emotionale Verbindung zu den eigenen Modellen zu verdeutlichen.
Input – Was ist LSP? Warum wird es verwendet? (5 Minuten)
Skill Building II – Metaphern (20 Minuten): “Baue den Begriff auf deiner Karte.“ Optional: „Verwende nur 10 Teile deiner Brücke.“
- Bauphase (5 Minuten)
- Teilen (10 Minuten)
- Reflektieren (5 Minuten): z. B. „Was hat dich überrascht?“
Skill Building III – Storytelling (30 Minuten): “Baue ein Modell von einem prägenden Moment in deinem Studium oder in der Schule.“
- Bauphase (12 Minuten)
- Teilen (18 Minuten)
- Reflektieren (10 Minuten): z. B. „Welche Gemeinsamkeiten seht ihr?“
Input – Inhaltlicher Kontext (10 Minuten)
Bauauftrag 1 – Einzelmodelle (30 Minuten): „Baue ein Modell von …“
- Bauphase (12 Minuten)
- Teilen (12 Minuten)
- Reflektieren (6 Minuten)
Bauauftrag 2 – Gruppenmodell (40 Minuten): “Baut ein Modell von … aus euren Einzelmodellen.“
- Bauphase (20 Minuten)
- Reflektieren (10 Minuten)
- Stick-Voting (10 Minuten)
Im Folgenden ist eine Veranstaltung mit einem verkürzten Skill-Building skizziert. Dabei bleibt mehr Zeit für die inhaltlichen Bauaufträge, es kann aber zu größerer methodischer Unsicherheit kommen:
Skill-Building I – Warm Up (10 Minuten): “Baue einen Turm. Er sollte möglichst groß und stabil sein.“
- Bauphase (5 Minuten)
- Teilen/Reflektieren (5 Minuten): Facilitator*in bittet gezielt Studierende, ihr Modell zu teilen. Darauf hinweisen, dass jedes Modell einzigartig ist.
Input – Was ist LSP? (5 Minuten)
Skill Building II – Metaphern (10 Minuten): “Baue den Begriff …, verwende dabei nur fünf Teile deines Turms.“
- Bauphase (5 Minuten)
- Teilen/Reflektieren (5 Minuten): Facilitator*in bittet gezielt Studierende, ihr Modell zu teilen. Frage an sie stellen „Was hat dich überrascht?“
Skill Building III – Storytelling (15 Minuten): “Baue ein Modell von einem prägenden Moment in deinem Studium oder in der Schule.“
- Bauphase (9 Minuten)
- Teilen (6 Minuten): Hier in Dreiergruppen teilen.
Input – Inhaltlicher Kontext (20 Minuten)
Bauauftrag 1 – Einzelmodelle (40 Minuten): „Baue ein Modell von …“
- Bauphase (15 Minuten)
- Teilen (15 Minuten)
- Reflektieren (10 Minuten)
Bauauftrag 2 – Gruppenmodell (60 Minuten): “Baut ein Modell von … aus euren Einzelmodellen.“
- Bauphase (25 Minuten)
- Reflektieren (25 Minuten)
- Stick-Voting (10 Minuten)