5 Mal Warum

Beschreibung

5 Mal Warum (Grafik erstellt von Imke Peters für das Projekt „Agile Methoden in digitalen Lehrveranstaltungen“ (AGGIT)“ lizenziert unter CC BY-NC-ND (4.0))

Die Methode „5 Mal Warum“ ist ein Verfahren zur Fehler-Ursachenanalyse. Damit wird ein Problem oder ein Sachverhalt fünf Mal hinterfragt, um der Ursache oder den Beweggründen auf den Grund zu gehen. Die Methode wird insbesondere bei der Durchführung einer Retrospektive, sowie in der ersten und sechsten Phase des Design Thinkings (Verstehen und Prototyp testen) angewandt.

Nutzen und Mehrwert für den Lehr-/Lernprozess

  • Tiefergehende Ursachen eines Problems/Sachverhalts aufdecken
  • Sich nicht vorschnell mit Lösungen und zu einfachen Erklärungen zufriedengeben
  • Sowohl in Einzelarbeit als auch für Gruppenprozesse nutzbar
  • Kann auch als schnelles Retrospektivformat genutzt werden

Vorbereitung

Die 5 Mal Warum Methode kann sowohl in Einzelarbeit, in Gruppen oder im Plenum durchgeführt werden. Bei der Arbeit auf einem digitalen Whiteboard kann das Methodenblatt „5 Mal Warum“ in der benötigten Anzahl eingefügt werden.

Durchführung im digitalen Lehr-/Lernsetting

Das Ausgangsproblem oder eine Beobachtung wird definiert, kurz beschrieben und in der ersten Zeile des Methodenblatts notiert. Anschließend beantwortet das Team gemeinsam oder jede*r Einzelne fünfmal die Frage „Warum“, die sich jeweils auf die darüber liegende Zeile bezieht. Bei der Testung eines Prototypens ist es auch möglich, die Frage einem*r Benutzer*in zu stellen, der*die diese Frage fünf Mal beantwortet (vgl. [1], S. 67)

Beispielsweise könnte die ermittelte Ursachenkette auf den Sachverhalt „Ich schaffe es nicht rechtzeitig zur Universität“ wie folgt lauten:

Beobachtung/Problem Zu spät zur Universität gekommen
Warum? (bist du zu spät gekommen)   Weg zur Universität hat zu lange gedauert
Warum? (hat der Weg zur Universität zu lange gedauert) Zu wenig Pufferzeit gehabt  
Warum? (hast du zu wenig Pufferzeit gehabt) Zu spät aufgestanden
Warum? (bist du zu spät aufgestanden) Zu spät eingeschlafen
Warum? (bist du zu spät eingeschlafen) Zu lange am Computer gesessen
Mögliche Lösung Abends früher schlafen gehen

Auf die verschiedenen „Warum“-Fragen gibt es häufig mehrere mögliche Antworten. Der*die Fragende muss sich für die ihm*ihr spontan als plausibelste Antwort vorkommende Variante entscheiden und mit dieser weiterarbeiten. Es ist auch möglich, mehrere Antwortketten zur Ausgangsfrage zu erstellen.

Zusatzinformation: In der Regel ist nach fünfmaligen Nachfragen die tiefergehende Ursache des Sachverhalts gefunden. In manchen Fällen ist die Ursache bereits nach zwei bis drei Warum-Fragen aufgedeckt oder es bedarf über die fünf Warum-Fragen hinausgehende Warum-Fragen, bis die grundlegende Ursache gefunden wird.

Um zu überprüfen, ob die Ursache tatsächlich identifiziert worden ist, kann eine „wenn-dann Feststellung“ genutzt werden, bei der die gefundene Ursache dem Sachverhalt gegenüberstellt wird. Im Beispiel würde sie wie folgt lauten: „Wenn ich nicht zu lange am Computer gesessen hätte, dann wäre ich nicht zu spät zur Universität gekommen.“

Wenn das Team in Einzelarbeit die Fragen beantwortet hat, folgt nun ein Austausch über die ergründeten Ursachen. Das Team einigt sich auf eine als wahrscheinlich anzunehmende Ursache. Zu der vereinbarten oder gemeinsam gefundenen Ursache kann das Studierendenteam im Anschluss Veränderungsmöglichkeiten mithilfe von Brainstorming-Methoden wie dem Brainwriting erarbeiten (vgl. [2]).

Weitere Informationen/ergänzende Hinweise

Die Anwendung der Methode „5 Mal Warum“ klappt besonders gut in linearen und kausalen Systemen, wie sie bei Prozessen oder technischen Systemen vorkommen. In komplexen Umgebungen wie in sozialen Interaktionen, können Kausalität und Wirkung nicht immer sicher festgestellt werden. Es ist auch möglich, dass es in komplexen Umgebungen mehrere Ursachen für einen Sachverhalt gibt, die gemeinsam betrachtet werden müssen (vgl. [2]).

Hier gibt es das Methodenblatt zum Download:

Für welches Rahmenwerk/welche Phase eignet sich die Methode?

Digitale Tools, die diese Methode unterstützen:

  • Videokonferenz, z. B. Big Blue Button
  • Digitales Whiteboard, z. B. Collabord

Hinweise zur Umsetzung in Präsenz:

In Präsenz kann die Beantwortung der fünf Warum-Fragen auf einem Blatt Papier oder einem Flipchart erfolgen.

Tipps und Tricks:

Die Methode kann auch für die Zielentwicklung genutzt werden, indem statt „Warum“ fünfmal „Wofür“ gefragt wird.

Sollte bei der 5-Mal-Warum-Methode klarwerden, dass es sich um ein solch komplexes System handelt, kann ergänzend die 6M-Methode mit dem Fischgrätendiagramm durchgeführt werden.

Unterstützende/ ergänzende/ darauf aufbauende Methoden:

Ideale Gruppengröße:

In Einzelarbeit, im Team von bis zu 8 Personen oder zwei Personen bei der Befragung eines*r Benutzer*in zu einem Prototypen.

Literatur

[1] Lewrick, M.; Link, P.; Leifer, L. (Hrsg.) (2020). Das Design Thinking Toolbook: Die besten Werkzeuge und Methoden. München: Vahlen.

[2] Rüegg, K. & Vetterli, C. (2016). 5-Why-Methode. In: A. Angerer (Hrsg.), LHT-BOK Lean Healthcare Transformation Body of Knowledge: Edition 2018–2019. Winterthur. Abrufbar unter: https://www.leanhealth.ch/transformation/what/tool.php?ID=2 [22.11.2023]