Studentische Gruppenarbeiten bringen Konfliktpotential mit sich. Studierenden fehlen dabei häufig Kenntnisse, wie Probleme im Team kommuniziert und gelöst werden können. Oft mangelt es in Lehrveranstaltungen auch an ausreichend Zeit und Raum, um Konflikte oder Herausforderungen in der Gruppenarbeit analysieren und beheben zu können. Retrospektiven können hierfür einen strukturierten und zeitlich gut definierten Rahmen bieten. und eine offene, konstruktive und wertschätzende Feedbackkultur in Lehrveranstaltungen etabliert werden, damit Fehler als Lernchancen begriffen und Entwicklungsmöglichkeiten in den Vordergrund gerückt werden können.
Die Durchführung von Retrospektiven kann die Gruppenprozesse nachhaltig verbessern. Sie dienen dazu, rückblickend im Studierendenteam auf den Lernprozess und die Zusammenarbeit im Team zu schauen und zu analysieren, warum Dinge gut liefen oder von Erwartungen abwichen, um so Maßnahmen zur Verbesserung der kollaborativen Lern- und Arbeitsprozesse zu formulieren und anzugehen.
Kurz gesagt: Retrospektiven helfen den Studierendenteams dabei, ihre Zusammenarbeit zu reflektieren (inspect) und weiter zu verbessern (adapt).
Darüber hinaus können die Studierenden auch persönliche Entwicklungspotentiale erkennen und lernen dadurch ihren individuellen Lernfortschritt besser zu reflektieren und zu steuern. Nicht zuletzt erhalten auch Lehrende durch die Begleitung oder Auswertung der Retrospektiven mehr Transparenz und können gegebenenfalls Anpassungen ihrer Lehrveranstaltung vornehmen oder moderierend unterstützen.
Zusatzinformation:
Retrospektiven sind ein elementarer Bestandteil der agilen Lehre. Gerade wenn Studierendengruppen selbstorganisiert lernen, ist das Reflektieren über die Zusammenarbeit von großer Bedeutung. Hierin zeigt sich auch ein wesentlicher Unterschied zu anderen Lehr-/Lernsettings mit Gruppenarbeiten.
Bei Scrum in der Lehre werden Retrospektiven als festes Element am Ende eines Sprints durchgeführt. Dazu erfahren Sie hier mehr: Retrospektive (scrum ceremony)
Mehr Informationen über Retrospektiven finden Sie auf den folgenden Seiten:
Wie werden Retrospektiven in der Lehre umgesetzt? Was gilt dabei zu beachten? Wer moderiert und wie lange dauern Retrospektiven? Hier erfahren sie mehr:
Sie wollen in der Lehre mit wenig Zeitaufwand (ca. 20-30 min) eine Retrospektive ausprobieren? Hier finden sie eine Übersicht über ausgewählte Retrofomate, die sich dafür eignen:
Hier finden Sie mehr Informationen zu den 5 Phasen einer idealtypischen Retrospektive:
Was kann helfen die für Retrospektiven notwendige offene Diskussions- und Fehlerkultur zu schaffen? Lesen Sie dazu:
Retrospektive für die Ohren – In unserem Podcast gibt Prof. Dr. Denis Royer Einblicke, wie er Retrospektiven in der Lehre verwendet. Hören Sie rein:
[1] Vgl. hierzu Norman Kerth (2001): „Regardless of what we discover, we understand and truly believe that everyone did the best job they could, given what they knew at the time, their skills and abilities, the resources available, and the situation at hand.“
weiterführende Literatur und Links zu Retrospektiven:
Norman L. Kerth, Project Retrospectives: A Handbook for Team Reviews, Dorset House Publishing, 2001.
Esther Derby, Diane Larsen: Agile retrospectives: Making good teams great, 2006.
Judith Andresen: Retrospektiven in agilen Projekten: Ablauf, Regeln und Methodenbausteine, München 2017.
https://retromat.org/de/ (Stand 01.11.2023)