Scrum ist ein agiles Framework zur Verwaltung und Bearbeitung von komplexen Projekten und stammt ursprünglich aus der Softwareentwicklung (weitere Infos hier). Scrum ist ein empirisches Prozessvorgehen. In kurzen iterativen Entwicklungszyklen (Sprints) von ca. 2-4 Wochen werden inkrementelle Lösungen von Teams entwickelt, welche sich flexibel an sich ändernde Anforderungen anpassen lassen. Regelmäßige Inspektion am Ende eines Sprints führt zu Adaption im darauffolgenden Sprint.
Scrum hat ein fixes Regelwerk mit vordefinierten Rollen (Scrum Master, Product Owner, Entwicklerteam), sowie festgelegten Events/Zeremonien und Zeiteinteilungen.
Verwendung von Scrum im Lehrkontext
Mithilfe des Rahmenwerks „Scrum in der Lehre“ lernen Studierende in Gruppen von ca 3-7 Teammitgliedern den vorgegebenen Lernstoff. „Scrum in der Lehre“ schafft über das Semester hinweg einen zeitlichen und organisatorischen Rahmen dafür WIE die Studierenden zusammenarbeiten oder gemeinsam Lernpakete bearbeiten. Der Inhalt, also das WAS GELERNT WERDEN SOLL, wird dabei von der Lehrperson festgelegt. Ebenso wird transparent kommuniziert, WOZU dieser Lerninhalte wichtig für das Studium sind.
Die Studierenden können aber innerhalb des Rahmens entscheiden, welche Lernpakete oder Aufgaben sie wann erledigen, wie sie diese v.a. bei projektorientierten Lernphasen in der Gruppe verteilen und konkret ausgestalten wollen. Da die Studierendenteams selbstorganisiert arbeiten und je nach Lehrveranstaltungsinhalt auch eigene Priorisierungen festlegen können, eignet sich „Scrum in der Lehre“ v.a. für projektbasierte Phasen oder wenn Studierende in Teams Lerninhalte selbstorganisiert erarbeiten sollen. Oft kann das Ergebnis des Lern-/Arbeitsprozesses nicht genau auf die Leistung einzelner Teammitglieder zurückgeführt werden. Es bedarf innerhalb des Teams einer guten gegenseitigen Abstimmung.
Die Studierenden erlangen neben den Lerninhalten umfangreiche Kompetenzen im Bereich Kommunikation, Teamfähigkeit und Selbstorganisation. Zusätzlich werden die Kreativität und die Fähigkeit zur kollaborativen Lösungsfindung der Studierenden gefördert.
Im Verlauf des Lern- und Lehrprozesses wird immer wieder überprüft (Inspektion), wo die Studierenden gerade stehen, um gegebenenfalls Anpassungen (Adaption) vornehmen zu können. Lehrende unterstützen die Studierenden durch Anleitung, Beratung und Moderation von Gruppenprozessen.
Weitere Information zur Bildung von Gruppen finden sie hier:
Ablauf des Scrum Prozesses in Lehrveranstaltungen
Bei Scrum in der Lehre wird das Semester mit seinen 12–14 Wochen in mehrere aufeinander folgende Sprints von 2 – 4 Wochen aufgeteilt.
Der Ablauf der Sprints ist immer gleich und beinhaltet feste Phasen, sogenannte „Ceremonies“:
Zu Beginn eines Sprints erhalten die Studierendengruppen ihre Lernaufgaben/Lernpakete. Die Studierenden treten dann in einen Planungsprozess (das sogenannte Planning) ein, in dem sie festlegen, wie sie die Aufgaben erfüllen wollen und welches Gruppenmitglied welchen Beitrag übernimmt.
Nach Abschluss der Planung startet die Arbeitsphase mit regelmäßigen kurzen Austauschtreffen (sogenannten Stand-ups),in denen die Studierenden über den Bearbeitungsstand ihrer Aufgaben miteinander sprechen.
Am Ende eines Sprints findet ein Review statt, bei dem der Arbeits- und Lernstand von den Studierenden präsentiert wird.
An das Review schließt eine Retrospektive an, in der die einzelnen Studierendengruppen besprechen, was in ihrer Zusammenarbeit gut gelaufen ist und wo es Verbesserungsbedarf gibt.
Methoden für die Einführung von Scrum im Lehrkontext
Für die Heranführung der Studierenden an Scrum bzw. an agiles Arbeiten in einer Lehrveranstaltung, können folgende agilen Spiele/ Methoden genutzt werden:
Kanban Pizza
(Eine englische Anleitung von agile42 ist unter https://www.agile42.com/en/agile-teams/kanban-pizza-game abrufbar) [Stand 14.02.2024]
#Lego4Scrum: Scrum Simulation with Lego
(Mehr Informationen hier: https://www.lego4scrum.com/ ) [Stand 14.02.2024]
Wie kann Scrum in der Lehre umgesetzt werden? – In dieser Folge unseres Podcasts stellt Prof. Dr. Carsten Stechert vom Institut für Konstruktion und angewandten Maschinenbau vor, wie er Scrum in seinen Lehrveranstaltungen einsetzt und wie die Studierenden mithilfe von Scrum/Kanban Boards kontinuierliches individuelles und gruppenbezogenes Feedback erhalten, wodurch sie ihren Lernerfolg steigern können. Hören Sie gerne rein!
weiterführende Literatur:
Das Rahmenwerk „Scrum in der Lehre“ wurde von uns auf die Anforderungen und Rahmenbedingungen der Hochschullehre angepasst. Hierbei haben wir uns von eduScrum® inspirieren lassen, welches von Willy Wijnands 2011 entwickelt wurde. Auf den folgenden Seiten finden Sie Informationen zur Nutzung von eduScrum® in Schulen und an Hochschulen.
https://eduscrum-deutschland.agile-living-room.org/ [Stand: 13.02.2024]
eduScrum Guide [Stand: 13.02.2024]
EduScrum an der Hochschule Mannheim [Stand: 13.02.2024]
https://ilias.uni-marburg.de/goto.php?target=wiki_1857582_1._Die_eduScrum_Definition_und_Theorie [Stand: 13.02.2024]
https://www.hopp-foundation.de/unterrichtsmaterial/zum-bestellen/eduscrum-workbook/ [Stand: 13.02.2024]