Storytelling ist eine Methode, bei der Informationen mithilfe von Geschichten vermittelt werden. Es wird im Journalismus und Marketing, aber auch in der Wissensvermittlung und im Bildungskontext eingesetzt. Die Idee besteht darin, sich Informationen durch vorgetragene Geschichten besser vorstellen zu können. Geschichten erzeugen Bilder im Kopf, sie verknüpfen sachliche Inhalte mit Emotionen und sorgen so dafür, dass diese Inhalte besser aufgenommen und gespeichertwerden können. Ein weiterer Vorteil von sprachlichen Bildern ist, dass diese Bilder oder Metaphern komplexe Themen auf eine verstehbaren Ebene herunterbrechen. Außerdem erhöht das Erzählen von Geschichten die Aufmerksamkeit der Zuhörenden. Diese Vorteile lassen sich bei studentischen Gruppenarbeiten beispielsweise bei Gruppenarbeiten für die Präsentation von Arbeitsergebnissen oder Daten/Informationen nutzen. Zur Vorbereitung eines solchen Storytellings kann ein Storytelling Template als Vorlage genutzt werden.
Darüber hinaus kann dieses Storytelling Template auch genutzt werden, um Erkenntnisse, Daten oder (Lösungs-) Ideen anschaulicher zu präsentieren, welche einen Bezug zu bestimmten Personen(gruppen), z. B. Nutzer*innen/Stakeholder*innen, haben. Im Design Thinking wird ein Storyteling Template daher gern genutzt, um Ergebnisse aus Beobachtungen/Interviews zu veranschaulichen ohne sie zwangsläufig in eine Geschichte zu verpacken.
Nutzen und Mehrwert für den Lehr-/Lernprozess
- Storytelling (das Erzählen von Geschichten) zur Präsentation von Erkenntnissen, Daten oder Ideen nutzen, damit Rezipient*innen sich diese Informationen besser vorstellen und merken können.
- Fakten spannender und interessanter verpacken
- Lernen/Memorieren durch Storytelling unterstützen
- Das Erzählen einer Geschichte mithilfe eines Storytelling Templates vorstrukturieren
- Nutzer*innenperspektive(n) z.B. Aussagen aus Interviews übersichtlich in einer Tabelle zusammenfassen und daraus Erkenntnisse (Insights) ableiten
Vorbereitung
Das Methodenblatt „Storytelling Template“ kann digital bereitgestellt oder als Tabelle auf ein digitales Whiteboard o. ä. übertragen werden.
Durchführung um digitalen Lehr-/Lernsetting
Die Studierenden arbeiten in Teams von ca. 3–6 Mitgliedern an je einer Tabelle,füllen diese gemeinsam aus und tragen die Aussagen zusammen, die sie zuvor in Interviews oder durch Beobachtungen etc. gesammelt haben. Dabei können sie wie folgt vorgehen:
Am Anfang werden die zuvor befragten Personen in seperaten Zeilen eingetragen bzw. beschrieben. Hierbei ist es von Vorteil, die Personen durch die Verwendung von Pseudonymen, Kürzeln oder optischen Beschreibungen (z. B. der junge Mann mit dem Gitarrenkoffer…) zu anonymisieren. Manchmal können ähnliche Aussagen unterschiedlicher Personen (die vielleicht zu einer ähnlichen Gruppe gehören) auch in einer Zeile zusammengefasst werden.
In der zweiten Spalte werden interessante oder besonders relevante Aussagen, welche die interviewten Personen(gruppen) gemacht haben, als wörtliche Zitate oder sinngemäß hinzugefügt. In die Tabellenspalten können neben Texten auch Skizzen oder Fotos etc. eingefügt werden. Hierbei sollte nach Möglichkeit jedes Teammitglied etwas zu jeder Person/Zeile beitragen.
Anschließend geht das Team gemeinsam die einzelnen Zeilen durch und interpretiert die Aussagen. Sie überlegen, welche Bedeutung das Gesagte haben könnte bzw. welche Motivationen, Bedürfnisse, Probleme etc. hinter der/n eigentlichen Aussage/n stecken könnten. Dies halten sie in der dritten Spalte fest. Für diesen Schritt ist es sehr hilfreich ein Zeitlimit von ca. 10 -15 Minuten festzulegen, damit die Studierenden sich bei der Interpretation nicht in Diskussionen verlieren.
Danach diskutieren die Teammitglieder, welche Schlussfolgerungen sich daraus für ihre weitere Arbeit, z. B. für die tiefergehende Suche nach Ursachen oder für Lösungsansätze bzw. die Umsetzung derselben ergeben und vermerken dies in der vierten Spalte. Auch hier kann ein Zeitlimit von 10-15 Minuten für ein effektives Arbeiten nützlich sein.
Anhand dieser Tabelle könnten die Teams nun pro Person(engruppe)/Zeile eine Geschichte entwerfen, in der sie darstellen, wer diese Person(engruppe) ist, was sie denkt/tut, warum sie dies denkt/tut und was für Schlussfolgerungen sich daraus ergeben könnten (z. B. worauf sich der Fokus der weiteren Problemanalyse richten sollte oder welche Lösungsansätze für das erkannte Problem verfolgt werden könnte). Diese könnten sie in Stichpunkten ausformulieren und z.B. für eine Präsentation nutzen. Auch könnte die Geschichten durch die Erstellung kurzer Videopräsentationen oder Storyboards mit Skizzen etc. ausgestaltet werden.
Zusatzinfo:
Im Design Thinking wird ein Storyteling Template manchmal auch genutzt, um Ergebnisse aus Beobachtungen/Interviews zu veranschaulichen ohne sie zwangsläufig in eine Geschichte zu verpacken. Dies kann z.B. sinnvoll sein, wenn der Fokus weniger darauf liegt, dass Studierende lernen, Ergebnisse ansprechend zu präsentieren, sondern es mehr darum geht, die Aussagen aus Interviews/Beobachtungen zu sortieren und systematisch darzustellen. In diesem Fall kann auf die Ausarbeitung einer Geschichte auch komplett verzichtet und stattdessen mit den Schlussfolgerungen aus Punkt 4 weitergearbeitet werden.
Zum Schluss präsentieren die Studierenden im Plenum ihre nutzerzentrierten Geschichte(n) oder die ausgefüllten Storytelling Templates. Die Erzählung pro Zeile, also pro befragter Person oder Personengruppe, sollte nicht länger als 5 Minuten dauern. Die Gesamtdauer zur Erstellung der Tabelle und zur Präsentation ist von der Menge der unterschiedlichen relevanten Personen(gruppen) und der Komplexität ihrer dazugehörigen Storys abhängig. Hier können mit Blick auf die Dauer der Lehrveranstaltung auch zeitliche Limits gesetzt oder eine Beschränkung auf wenige Personen(gruppen)/eine Person(gruppe) vorgenommen werden.
Weitere Informationen/ergänzende Hinweise
Je nach Anzahl der geführten Interviews kann es von Vorteil sein, für das Storytelling Template wie auch für die anschließende Präsentation (das Storytelling) nur die relevantesten Interviews auszuwählen. Manchmal können ähnliche Aussagen unterschiedlicher Personen (die vielleicht zu einer ähnlichen Gruppe gehören) zusammengefasst werden.
Hier gibt es das Methodenblatt als Download:
Für welches Rahmenwerk/welche Phase eignet sich die Methode?
- Design Thinking Phase 3 (Standpunkt definieren)
- Die Vorlage kann zur Vorbereitung und Durchführung einer Präsentation von Prototypen (z. B. im Design Thinking Phase 6) genutzt werden, indem die Geschichte erzählt wird, wie der Prototyp von den Nutzer*innen verwendet wird oder wie die Lösung konkret für die betroffene Person(engruppe) aussehen könnte.
- Allgemein kann die Methode Storytelling bzw. die Verwendung eines Storytelling Templates zur Präsentation von Ergebnissen aus Beobachtungen/Interviews oder von Prototypen, Lösungsideen etc. verwendet werden.
Tipps und Tricks:
- Die Erstellung eines Storytelling Templates kann als gewinnbringende Vorarbeit für das Herausarbeiten eines Point of View und die Arbeit mit Personas oder einer Customer Journey eingesetzt werden (vgl. hierzu Phase 3 (Standpunkt definieren).
- In die Tabellenspalten können nicht nur Texte, sondern auch Skizzen oder Fotos etc. eingefügt werden.
Unterstützende/ergänzende/darauf aufbauende Methoden:
- Persona
- Customer Journey
- Moodbilder/Moodboard
- Storyboard
- andere Nutzerzentrierte Methoden
Hinweise zur Umsetzung in Präsenz:
- In Präsenz bietet es sich an, das Methodenblatt Storytelling Template möglichst groß auszudrucken oder auf ein Flipchart zu übertragen. Es kann dann beschrieben oder mit Moderationskarten, Haftnotizen etc. gefüllt werden.
Digitale Tools, die diese Methode unterstützen:
- Digitale Whiteboard
- Powerpoint
Material für die digitale Umsetzung:
- Vorlage Storytelling Template
- digitales Whiteboard mit Haftnotizen
Ideale Gruppengröße
- ca. 3–6 Mitglieder
Literatur:
[1] Lewrick, M.; Link, P.; Leifer, L. (Hrsg.) (2020). Das Design Thinking Toolbook, Die besten Werkzeuge und Methoden. München: Vahlen. S 129-132.