Wie werden Retrospektiven in der Lehre durchgeführt?

Retrospektiven können in Präsenz und digital durchgeführt werden. Die Studierenden bleiben dabei in den Teams, in denen sie vorher zusammengearbeitet haben und führen in der Regel eigenständig die Retro durch und dokumentieren die Ergebnisse z.B. auf einem digitalen Whiteboard, so dass der/die Lehrende diese einsehen kann. Dies kann sowohl während der Lehrveranstaltung, als auch in Teamsitzungen außerhalb der Veranstaltungszeit erfolgen.

In der Lehre hat sich auch ein zweistufiges Verfahren bewährt, in welchem zuerst die Teams intern eine Retrospektive abhalten und anschließend die Lehrperson im Plenum eine (Gesamt-) Retrospektive mit allen Studierenden des Kurses moderiert, welche die Ergebnisse der Teamretros zusammenbringt, darauf aufbaut oder auch darüber hinausgehende Fragen thematisiert.

Wie lange dauern Retrospektiven?

Die Gesamtzeit, die Lehrende einer Retrospektive einräumen, kann je nach Lernziel, Bedarf und zeitlicher Ressourcen variieren.

  • Schnelle Retrospektiven, die sich vor allem auf die Durchführung eines Retroformats (wie z. B. Sailboat Retro, Starfish Retro, 4L Retro etc.) begrenzen und damit Reflexionsprozesse bei den Studierenden anstoßen sollen, dauern 20 bis 30 Minuten.
  • Es ist aber auch möglich, Retrospektiven zeitlich mehr Raum (z. B. 60 bis 90 Minuten) zu geben, um beispielsweise gezielt Herausforderungen, die sich bei einzelnen Teams im Verlauf des Arbeitsprozesses oder aber auch bei der Kommunikation und Kooperation ergeben haben, zu analysieren, dafür gemeinsam Lösungsideen zu erarbeiten und ein weiteres Vorgehen zu vereinbaren. Gerade wenn die Teams über ein ganzes Semester zusammenarbeiten, Futur Skills wie Kooperation und Kommunikation als Lernziele im Fokus stehen oder Probleme bei der Teamarbeit aufgetreten sind, kann dieses Vorgehen gewinnbringend sein. (Hier finden Sie mehr Informationen zum Ablauf solcher „großen“ Retrospektiven in Lehrveranstaltungen.)
Timeboxing

Retrospektiven sind in der Regel zeitlich begrenzt. Mithilfe des sogenannten Timboxings werden für jeden Abschnitt der Retrospektive Zeitblöcke festgelegt. Ebenso wird die Gesamtdauer der Retrospektive begrenzt. In dieser Zeit müssen die Aufgaben erledigt sein.

Ein solches Timeboxing führt dazu, dass eine Reflexion im Team trotz begrenzter zeitlicher Ressourcen ermöglicht wird. Das Team wird dadurch veranlasst, die Zeit effektiv zu nutzen, fokussiert zu diskutieren und sich nicht in Details oder Meinungsverschiedenheiten zu verlieren. (Hier finden Sie weitere Informationen zur Verwendung von Timeboxing.)

Wer moderiert eine Retrospektive?

Normalerweise führt eine Person das Teams als Moderator*in durch eine Retrospektive. In der Regel wird die Retrospektive vom Studierendenteam eigenverantwortlich durchgeführt, wobei ein Gruppenmitglied die Moderation übernimmt. Wer moderiert, kann entweder die Gruppen selbst entscheiden oder die Lehrperson festlegen. Ebenso kann variiert werden, ob ein Gruppenmitglied immer moderiert oder ob die Moderation in der Gruppe wechselt. Im Lehrkontext kann es unter Umständen (z.B: aufgrund mangelnder Vorerfahrung der Studierenden) sinnvoll sein, dass die Lehrperson als Moderator*in die erste Retrospektive in einem Semester anleitet.

Zusatzinformation:

Eine Ausnahme stellen hier die im Rahmen des Projekts „Agile Methoden in digitalen Lehrveranstaltungen“ (AGGIT) entwickelten Retro-Boxen dar, bei denen die Studierendenteams mithilfe eines detaillierten Leitfadens die Retrospektive eigenständig durchlaufen und keine Moderation notwendig ist. (Nähere Informationen dazu finden Sie in Kürze hier.

Was gilt es bei der Vorbereitung einer Retrospektive zu beachten?

durch die Lehrperson

Es bietet sich an, dass die Lehrperson die Methode Retrospektive sowie den Zweck, wozu Retrospektiven dienen sollen, vor der eigentlichen Durchführung der Retrospektive in der Lehrveranstaltung kurz einführt. Empfehlenswert ist hier die „Vegas Regel“ und die „oberste Direktive“ zu erklären und auf das Timeboxing hinzuweisen.

Die Lehrperson wählt im Vorfeld eine Check-In Frage und ein geeignetes Retroformat aus oder stellt den Studierenden eine Auswahl zur Verfügung, aus denen die Gruppen bzw. die moderierenden Personen auswählen können.

durch die moderierende Person:

Die moderierende Person bereitet das von der Lehrperson vorgegebene oder in der Gruppe ausgewählte Retroformat (siehe Auswahl) vor, indem sie sich den Ablauf und die Aufgaben durchliest, das Vorgehen plant und gegebenenfalls das Format visualisiert (z. B. auf einem Flipchart, als Ausdruck oder auf einem digitalen Whiteboard etc.).

Von Vorteil ist auch einen Timer/Wecker für das Meeting bereitzustellen (siehe Timeboxing).

Die moderierende Person ist dafür verantwortlich, dass beim Treffen die folgenden Elemente für alle sichtbar (d. h. online hochgeladen oder ausgedruckt, bzw. auf Flipchart geschrieben) zur Verfügung stehen.


Mehr Informationen über Retrospektiven finden Sie auf den folgenden Seiten:

Hier finden Sie mehr Informationen zu den 5 Phasen einer idealtypischen Retrospektive:

Sie wollen in der Lehre mit wenig Zeitaufwand (ca. 20-30 min) eine Retrospektive ausprobieren? Hier finden sie eine Übersicht über ausgewählte Retrofomate, die sich dafür eignen:

Was kann helfen die für Retrospektiven notwendige offene Diskussions- und Fehlerkultur zu schaffen? Lesen Sie dazu:


Retrospektive für die Ohren – In unserem Podcast gibt Prof. Dr. Denis Royer Einblicke, wie er Retrospektiven in der Lehre verwendet. Hören Sie rein:

Folge 1. Prof. Dr. Denis Royer – Retrospektiven in Studierendengruppen

weiterführende Literatur und Links zu Retrospektiven:

Norman L. Kerth, Project Retrospectives: A Handbook for Team Reviews, Dorset House Publishing, 2001.

Esther Derby, Diane Larsen: Agile retrospectives: Making good teams great, 2006.

Judith Andresen: Retrospektiven in agilen Projekten: Ablauf, Regeln und Methodenbausteine, München 2017.

https://retromat.org/de/ (Stand 01.11.2023)