Ablauf von Retrospektiven

Idealtypisch werden Retrospektive in 5 aufeinander aufbauenden Phasen durchgeführt[1]:

  1. Retro-Phase (Set the Stage): Mithilfe eines kurzen Check-Ins wird das Team auf die Retrospektive eingestimmt.
  2. Retro-Phase (Gather Data): Das Team sammelt Informationen über die bisherige Zusammenarbeit. Diese werden geteilt und anschließend priorisiert.
  3. Retro-Phase (Generate Insights): Das Team wählt Aspekte oder Herausforderungen aus, die es näher betrachten und/ oder für die es eine Lösung finden möchte und analysiert diese.
  4. Retro-Phase (Decide what to do): Das Team sucht Lösungen für die herausgearbeiteten Aspekte/ Herausforderungen.
  5. Retro-Phase (Close the Retrospective): Das Team schließt die Retrospektive ab.
Abb. 1: 5 Phasen einer Retrospektive (Grafik von Andrea Bode erstellt für das Projekt „Agile Methoden in digitalen Lehrveranstaltungen“ (AGGIT) lizenziert unter CC BY-NC-ND (4.0))

Mit einem Zeitaufwand von 60 bis 90 Minuten ist, dieses Vorgehen recht umfangreich. Dennoch sind umfangreichere Retrospektiven v.a. dann sinnvoll,…

  • …wenn die Studierenden zum ersten Mal eine Retrospektive durchführen.
  • …wenn der Fokus in der Lehrveranstaltung gezielt auf Reflexion gelegt werden soll.
  • …wenn Arbeitsprozesse (z.B. weil Problemen bei der Teamarbeit aufgetreten sind) intensiv reflektiert werden und Lösungen für die weitere Zusammenarbeit vereinbart werden sollen.
  • …wenn die Verbesserung von Kompetenzen wie Kommunikation oder Kollaboration explizit als Lernziel formuliert wurde.

Retros kurz und schnell durchführen

In Lehrveranstaltungen sind die zeitlichen Ressourcen oft sehr begrenzt. Je nach Lernziel und gegebener Zeit bietet es sich daher an, ein Retroformat als separate in sich geschlossene Methode zu nutzen. Bei diesem verkürzten Vorgehen (ca. 20-30 min) können die im Verlauf der Retrospektive gefundenen Herausforderungen zwar nicht in ihrer ganzen Tiefe analysiert und nach Lösungen gesucht werden, trotzdem wird ein Reflexions- und Austauschprozess bei den Studierenden angeregt, der für die weitere Zusammenarbeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team förderlich sein kann. (Hier finden sie IN KÜRZE eine Auswahl von Retrofomaten, die sich dafür eignen.)

Informationen für die Vorbereitung einer Retrospektive

durch die Lehrperson

Es bietet sich an, dass die Lehrperson die Methode Retrospektive sowie den Zweck, wozu Retrospektiven dienen sollen, vor der eigentlichen Durchführung der Retrospektive in der Lehrveranstaltung kurz einführt. Empfehlenswert ist hier die „Vegas Regel“ und die „oberste Direktive“ zu erklären und auf das Timeboxing hinzuweisen.

Die Lehrperson wählt im Vorfeld eine Check-In Frage und ein geeignetes Retroformat (siehe Auswahl) aus oder stellt den Studierenden eine Auswahl zur Verfügung, aus denen die Gruppen bzw. die moderierenden Personen auswählen können.

durch die moderierende Person:

Die moderierende Person bereitet das von der Lehrperson vorgegebene oder in der Gruppe ausgewählte Retroformat (siehe Auswahl) vor, indem sie sich den Ablauf und die Aufgaben durchliest, das Vorgehen plant und gegebenenfalls das Format visualisiert (z. B. auf einem Flipchart, als Ausdruck oder auf einem digitalen Whiteboard etc.).

Von Vorteil ist auch einen Timer/Wecker für das Meeting bereitzustellen (siehe Timeboxing).

Die moderierende Person ist dafür verantwortlich, dass beim Treffen die folgenden Elemente für alle sichtbar (d. h. online hochgeladen oder ausgedruckt, bzw. auf Flipchart geschrieben) zur Verfügung stehen.

  • „Vegas Regel“
  • „Obersten Direktive“
  • gegebenenfalls weitere Teamregeln (z. B. die Working Agreements, Team Charter)
  • ggf. Beschlüsse der vorangegangenen Retrospektive (z. B. auf digitalen Whiteboards, Flipcharts etc.)
  • Agenda/Ablauf der Retro
  • Das ausgewählte Retroformat

[1] Vgl. Esther Derby, Diane Larsen: Agile retrospectives: Making good teams great– 2006


Weiterführende Literatur:

Norman L. Kerth, Project Retrospectives: A Handbook for Team Reviews, Dorset House Publishing, 2001.

Esther Derby, Diane Larsen: Agile retrospectives: Making good teams great, 2006.

Judith Andresen: Retrospektiven in agilen Projekten: Ablauf, Regeln und Methodenbausteine, München 2017.

https://retromat.org/de/ (Stand 01.11.2023)