Eine „How might we“-Frage/„Wie könnten wir“-Frage formulieren

Abb. 1: How-might-we-Frage (Grafik von Andrea Bode erstellt für das Projekt „Agile Methoden in digitalen Lehrveranstaltungen“ (AGGIT)“ lizenziert unter CC BY-NC-ND (4.0))

Um eine Aufgabenstellung oder die Fokusfrage für einen Ideenfindungsprozess (z. B. für ein Brainstorming) zu erarbeiten, bietet es sich an, diese in Form einer „How might we…“- Frage oder kurz HMW-Frage zu formulieren. Im Deutschen wird oft auch die Übersetzung „Wie könnten wir…“ – Frage oder kurz WKW-Frage genutzt.

Es handelt sich hierbei um eine ergebnisoffene und doch gleichzeitig lösungsorientierte Formulierung, die die Teilnehmenden dazu inspirieren soll, möglichst viele Ideen zur Lösung der Aufgabe/Fragestellung zu entwickeln.

Eine „HMW-Frage könnte wie folgt formuliert werden:

Wie könnten wir ____________ (Innovationsgegestand/Erlebnis)

für ___________(Zielgruppe/Nutzer*innen)

(Wo/wann/im Kontext von) ___________ gestalten/verändern/etc.?

In der Regel grenzt eine „How might we“-Frage lediglich das Innovationsobjekt, die Zielgruppe/n und den Kontext ein (vgl. [1, S. 26] ) und sollte nicht durch zu viele Details oder Nebensätze überfrachtet werden.

Wichtig ist auch, sich auf bei der Formulierung auf eine einzelne Aufgabe zu konzentrieren und nicht mehrere Aufgaben in einer Fragestellung zu vermischen, um sich im anschließenden Ideenfindungsprozess auch vollkommen auf dieses eine Ziel konzentrieren zu können.

Durch die Verwendung der Formulierung „How might“ oder „Wie könnten“ wird die Offenheit der Aufgabenstellung betont: Es gibt mehrere Wege die Aufgabenstellung zu lösen, das Team ist frei in der Wahl seines Lösungsweges. Auch ist es wichtig, die Zielgruppe zu erwähnen, da die Lösung für diese Menschen entwickelt werden soll. Zuletzt dient das We/Wir dazu, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass die Aufgabenstellung als Team gelöst werden soll.

Nutzen und Mehrwert für den Lehr-/Lernprozess

  • Eine Aufgabe ergebnissoffen und nutzer*innenorientiert stellen
  • Die Fokusfrage für einen Ideenfindungsprozess (z. B. ein Brainstorming) formulieren.
  • Ein Studierenden-Team bei der Entwicklung von Lösungen unterstützen, indem eine positive, auf eine Vielzahl möglicher Lösungswege hinweisende Formulierung gewählt wird.

Vorbereitung

Erstellt ein Studierendenteam eine „How might we“-Frage so bietet es sich an, den Studierenden auf einem digitalen Whiteboard/einem Mindmapping-Tool oder in einer Präsentation eine Formulierungshilfe wie diese vorzugeben:

Wie könnten wir ____________ (Innovationsgegestand/Erlebnis)

für ___________(Zielgruppe/Nutzer*innen)

(Wo/wann/im Kontext von) ___________ gestalten/verändern/etc.?

Auch kann es von Vorteil sein, die Studierenden vorab darauf hinzuweisen, dass die „How might we“-Frage möglichst ergebnisoffen und mit nicht zu vielen einschränkenden Details verfasst sein sollte, um anschließend Raum für viele Lösungsideen und Assoziationen bieten zu können.

Durchführung im digitalen Lehr-/Lernsetting

Bevor das Studierenden-Team die eigentliche HMW-Frage formuliert, kann es hilfreich sein, zuerst zu überlegen und ggf. auf einem Whiteboard oder mithilfe eines Mindmapping Tools schriftlich zu sammeln, zu welchem Thema (z. B. Innovationsgegenstand oder Erlebnis) Ideen oder Lösungen gesucht werden sollten, wen dieser Inhalt betrifft (Zielgruppe Nutzer*innen) und welche Kontextbedingungen (z. B. Orte, Interaktionswege, Ausgangsbedingungen etc.) dabei beachtet werden sollten. Anschließend können die Teammitglieder dann gemeinsam entscheiden, welche der gesammelten Aspekte sie in die vorformulierte „How-Might-We“ Frage einsetzen wollen.

Ein weiteres mögliches Vorgehen wäre es, die Methode think-pair-share zu nutzen, sodass jedes Teammitglied zuerst für sich alleine eine oder mehrere HMW-Fragen formuliert. Anschließend tauschen sich die Teammitglieder in Paaren über diese Formulierungen aus und wählen die für sie passendste aus oder verfassen gemeinsam eine weitere Formulierung. Zuletzt kommt das Team dann in der Gruppe zusammen und einigt sich auf eine HMW-Frage, die dann für das Brainstorming oder den Lösungsprozess einer Design Challenge genutzt werden soll. Für einen schnellen Abstimmungsprozess und je nach Gruppengröße können hier auch Methoden wie Dot-Voting zum Einsatz kommen.

Weitere Informationen/ergänzende Hinweise

Im Design Thinking werden „How Might We“-Fragen sowohl bei der anfänglichen Formulierung der Design Challenge durch die Lehrperson genutzt (vgl. hierzu die Informationen zur Formulierung der Design Challenge) als auch in der Phase 3 (Standpunkt definieren) vom Studierenden-Team verwendet, um die Design Challenge neu in Form einer konkreten Aufgabenstellung zu formulieren.

Auch bei einem Brainstorming kann die „How might we“-Frage entweder von dem/r Lehrenden oder von der moderierenden Person vorab formuliert werden. Es ist aber auch möglich, dass das Team, das die Aufgabe lösen oder Ideen zu einem Thema/Problem generieren soll, selbst diese „How might we“-Frage gemeinsam generiert.

Für welches Rahmenwerk/welche Phase eignet sich die Methode?

Digitale Tools, die diese Methode unterstützen:

  • Digitale Whiteboard, z. B. Collaboard
  • Mindmapping-Tools: z. B. MindMeister
  • Alternativ evtl. auch Etherpad

Tipps und Tricks:

  • Sollen Ideen für verschiedene Innovationsgegenstände, Personen oder Kontexte entwickelt werden, so sollten diese nicht in eine einzelne HMW-Frage gepackt werden, sondern stattdessen mehrere HMW-Fragen verfasst und diese nacheinander bearbeitet werden
  • Durch Veränderung des Detailgrad der einzelnen Aspekte der HMW-Frage (z. B. vordefinierte Nutzer*innengruppen, Orte, Interaktionswege oder Ausgangsbedingungen) kann eine zu weit formulierte Aufgabenstellung weiter eingegrenzt oder eine zu eng gefasste Aufgabenstellung erweitert werden.
  • Es bietet sich an, die formulierte HMW-Frage während des anschließenden Lösungs-/Ideenfindungsprozesses (z. B. während eines Brainstormings) für alle sichtbar z. B. auf einem digitalen Whiteboard oder auf einer Präsentationsfolie zu platzieren.

Material für die digitale Umsetzung:

  • Ggf. Formulierungshilfe auf einem digitalen Whiteboard oder in einer Präsentation zeigen

Ideale Gruppengröße:

  • Die HMW-Frage kann von Einzelpersonen ebenso wie von kleinen Teams (ca. 2–7 Teilnehmer) formuliert werden.
    Für große Teams bietet sich die Methode „think-pair-share“ an.

Hinweise zur Umsetzung in Präsenz:

Die Formulierungshilfe sollte auf einem Flipchart o. ä. für alle gut sichtbar aufgeschrieben werden. Auch wäre es möglich, diese bereits auf Blätter zu drucken, so dass die Studierenden nur die Lücken füllen müssen.

Für das Sammeln von Informationen bieten sich z. B. Moderationskarten oder Haftnotizen an.


Literatur
[1] Uebernickel, F.; Brenner, W.; Pukall, B.; Naef, T.; Schindlholzer, B. (2015). Design Thinking. Das Handbuch. Frankfurt am Main: Frankfurter Societäts-Medien.